Donnerstag, 14. Januar 2010

Toleranz über Alles

Ich müsste schon eine Weile nachdenken, um etwas zu finden, das ich ekelhafter finde, als mit Henryk Broder einer Meinung zu sein. Aber manchmal ist der Feind meines Feindes dann doch nicht mein Freund. Denn wenn Thomas Steinfeld in einem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung heute Sätze schreibt wie "Wer auf Toleranz beharrt, für den kann die Toleranz nicht aufhören, wenn ein anderer nicht tolerant sein will.", dann bin ich doch bass erstaunt! Es klingt ja gut und recht christlich, gewissermaßen nach dem Hinhalten der anderen Wange. Aber könnte es sein, daß es Gründe dafür gibt, daß dieses Prinzip von Christen in der Praxis nicht befolgt wird? Toleranz ist eine Tugend, die nur dann in einer Gemeinschaft funktionieren kann, wenn alle sie in einem gewissen Maße praktizieren. Sobald jemand bereit ist, sich selber über sie hinwegzusetzen, muß ihm vom Rest der Gemeinschaft Widerstand entgegengesetzt werden. Anderenfalls wird Toleranz zur Selbstverleugnung, und führt zurecht in den Verlust der Freiheit. Das heißt selbstverständlich nicht, daß ganze gesellschaftliche Gruppen, in denen es intolerante Tendenzen gibt, um jeden Preis bekämpft werden müssen, wie das Herr Broder mitunter zu fordern scheint. Aber es heißt auch nicht, daß bei einem Konflikt zwischen den Empfindungen zweier Parteien eine Seite immer weiter zurückzuweichen hat, bis die lautere Seite irgendwann hoffentlich mit dem Schreien aufhört.

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