Samstag, 20. Februar 2010

Dreimal abgesägt und immer noch zu kurz

Er macht weiter, und ich muß es auch... Westerwelle legt nach und schreit nach mehr Druck auf "arbeitsunwillige" Empfänger von Hartz IV. Genau: drei mal abgesägt und immer noch zu kurz. Und damit scheint er auch noch gut anzukommen. Was soll diese blödsinnige, populistische Diskussion, die immer wieder aufs Neue aufkommt? Könnte es vieleicht sein, daß es schlicht nicht genug Arbeitsplätze gibt? Und das mehr Druck auf Arbeitslose auch nicht zu mehr Stellenangeboten führt? Und das, selbst wenn es einen erheblichen Anteil Arbeitsunwilliger unter den Arbeitslosen gäbe, dies völlig belanglos wäre, weil es selbst für den Rest an Arbeitswilligen noch nicht genug Stellen gäbe?
Ein schneller Blick in den Arbeitsmarktbericht der Bundesagentur für Arbeit für Januar 2010, und man findet das Zitat: "Nicht saisonbereinigt hat der gesamte Stellenbestand im Januar gegenüber dem Vormonat um 4.000 auf 457.000 abgenommen." Außerdem steht da: "Neben den gemeldeten Stellen kennt die Bundesagentur weitere Stellen. Im Januar waren das 222.000 aus ihrer Jobbörse, 137.000 aus dem Job-Roboter und 7.000 für Selbständige und aus der privaten Arbeitsvermittlung." Das Addieren ist jetzt sicherlich problematisch, da es eine unbekannte Rate an Mehrfachnennungen unter den freien Stellen gibt. Aber mit Sicherheit kommt man auf weniger als 686.000 offene Stellen. Und dann steht dann noch: "Die Arbeitslosigkeit ist von Dezember auf Januar um 342.000 auf 3.617.000 gestiegen." Also auf 3.6 Mio. Arbeitlose kommen demnach höchstens 0.7 Mio. freie Stellen. Und die freien Stellen scheinen auch ganz gut weg zu gehen: "Die durchschnittliche Vakanzzeit der im Januar abgemeldeten Stellen, also die Zeit, in der der Arbeitsplatz zu besetzen war, belief sich auf 71 Tage, das waren 10 Tage weniger als vor einem Jahr."
Und wenn man sich jetzt noch die Langzeitstatistik ansieht, dann scheint Arbeitslosigkeit nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel zu sein (alles über 1% ist arbeitsscheues Gesindel?):
Ja, angesichts solcher Zahlen verstehe ich es natürlich sofort, daß dringend mehr Druck auf das arbeitsscheue Pack notwenig ist, um es endlich aus der Arbeitslosigkeit raus zu bekommen und das ewige Schmarotzen zu beenden...! Wirtschaftswissenschaften scheinen komplizierter zu sein, als ich mir das in meiner Naivität vorstellen kann.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen