Mittwoch, 17. Februar 2010

Mit der Hand im Schritt der FDP

Ich habe mich ja schon viel über das Christentum ausgelassen und mich bitterlich beschwert. Nun soll mein Augenmerk mal auf eine andere Sekte gerichtet sein, deren Thesen mindestens genauso absurd sind, und die in jüngster Zeit erheblich an Einfluß gewonnen hat: reden wir über die FDP. Gleich vorweg gesagt, ich lehne klassisch liberale Positionen gar nicht grundsätzlich ab, nein, manchen würde ich sogar mit Nachdruck zustimmen. Aber die Frage ist, was das mit der gegenwärtigen FDP zu tun hat. Selbst 150 Jahre alte Thesen eines John Stuart Mill überragen intellektuell und sittlich die Parteipolitik der FDP wie sonst höchstens Milla Jovovich die Zombiehorden überragt. Ich sehe die Klientel geradezu vor mir, die Hand im Schritt, heftig reibend, und dabei stöhnend: "Leistung... oh ja, Leistung... Ich bringe so geile Leistung..." Und bei solcher Freude an der eigenen Leistung ist es ja auch kein Wunder, daß diese sich endlich lohnen soll, und daß finanzielle Verantwortung für das Gemeinwesen oder gar für Bedürftige eine erhebliche Zumutung darstellt. Aber was steckt dahinter? Damit sind wir bei der zentralen These dieses Textes: FDP-Unterstützer sind entweder
a) doof
b) frustriert
c) asozial
Die Möglichkeit beliebiger Kombinationen aus a), b) und c) sei dabei ausdrücklich mit eingeschlossen. Und die Argumentation für diese These geht etwa wiefolgt:
Offenbar ist die hohe Meinung über die eigene Leistung ein subjektives Phänomen. Der Satz "Leistung muss sich lohnen." enthält schließlich immer implizit die Bedeutung "meine eigene Leistung". Woher aber kommt eine so hohe subjektive Meinung in Bezug auf die eigene Leistung? Es ist durchaus gut denkbar, daß es einen Menschen gibt, der beruflich erfolgreich ist, eine gewisse Anerkennung bekommt, und der nicht ständig auf seine großen Leistungen im Leben pocht. Gut, die Arbeit mag mal mehr, mal weniger stressig sein, aber im Schnitt mag er ganz gut damit klar kommen, sich nicht selbst ausbeuten und totschuften, und sogar Spaß bei seiner Arbeit haben. Damit sind wir bei Punkt a). Der FDP-Unterstützer ist einfach ein bißchen zu blöde für seine Arbeit. Schon das BWL-Studium war das härteste Studium, das es gibt, nun jetzt, als "Deputy Project Manager Risk Evaluation" bei der Stadtsparkasse Osnabrück, ist er ständig an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit. Sicher, er hätte, anstatt sich so zu quälen, auch Pizzafahrer werden können. Damit wäre er gut zurechtgekommen, aber das hätte nicht so viel Geld und Anerkennung gebracht. Also quält er sich Tag ein, Tag aus, um mit seinem Hirn im Beruf mithalten zu können. Natürlich kommt ihm da seine eigene Leistung geradezu ungeheuerlich vor. Aber fragen wir gleich an dieser Stelle die moralische Frage: Kann die Überforderung im Beruf als Rechtfertigung für politische Forderungen herhalten? Wohl kaum.
Aber der FDP-Wähler muß ja nicht unbedingt zu doof für seine Arbeit sein. Er kann auch (Punkt b) einfach frustriert sein. Eigentlich wäre er gerne Lokführer geworden, oder Tierarzt, aber Mutter wollte ja unbedingt, das er das Juraexamen macht. Und nun sitzt er da, und es kommt auch jede Menge Kohle bei rüber, aber er haßt jede Minute, die er in seinem Beruf verbringt. Und natürlich erscheint ihm auch da seine eigene Leistung viel größer als etwa die eines Lokführers, der sich nur seinen Hintern platt sitzt, oder die eines Tierarztes, der seine Tage damit verbringt, flauschigen Kaninchen Medikamente in die Augen zu träufeln. Aber auch hier die Frage: Kann eine schlechte Berufswahl politische Forderungen rechtfertigen? Sicher nicht.
Als letztes haben wir noch die Möglichkeit c). Womöglich ist er gar nicht in der Lage, die Leistungen anderer anzuerkennen (der Pförtner in unserer Firma macht schon 12-Stunden-Schichten, und braucht trotzdem noch eine Gehaltsaufstockung durch Hartz IV). Oder er bemerkt gar nicht, daß andere nicht die Möglichkeit geboten bekommen, Leistung zu erbringen (ein arbeitsloser 50-jähriger Schlosser ist selber Schuld. Wie kann man in dieser globalisierten Welt nur einen so hoffnungslosen Beruf gewählt haben?). Solche Phänomene seien unter dem Begriff "asozial" zusammengefasst. Und natürlich sind solche seelischen Defizite auch keine Rechtfertigung für irgendwelche politischen Forderungen.
Mehr Gründe für eine übersteigerte Selbsteinschätzung fallen mir nicht ein. Wenn ich was übersehen habe, lerne ich aber gerne noch dazu.
Was bleibt nun? Verachtung für den FDP-Wähler ist sicherlich fehl am Platze. Denn immerhin liegt das Verschulden für die genannten Probleme nicht bei der Person selber. Wir sollten nicht vergessen, das solche Menschen in einer Atmosphäre "geistigen Sozialismus'" beträchtliche seelische Qualen erdulden müssen. Aber unser Mitgefühl darf auch nicht dazu führen, diesen Menschen zu sehr entgegen zu kommen, sie gar noch in ihren Problemen zu bestätigen. Vorsichtig, behutsam, müssen wir sie mit der Realität konfrontieren. Ein guter Anfang wäre vieleicht, ihnen einfühlsam klar zu machen: das folgende Zitat stammt nicht aus dem Kommunistischen Manifest, und auch nicht aus einer Rede Erich Honeckers. Nein, es stammt aus dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, Artikel 14, Absatz 2:
"Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen."

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