Dienstag, 30. März 2010

Weltuntergänge für die Massen

Im LHC am CERN drehen heute die Protonen ihre Runden, und in der Presse dreht heute das CERN seine Runden. Und dabei fällt auf, daß eine ganze Reihe der berichtenden Medien, so etwa die Tagesschau, Die Zeit, die FAZ, die Frankfurter Rundschau, oder auch Die Welt, es sich nicht verkneifen können, auf die Kritiker zu verweisen, die einen Weltuntergang durch die Teilchenphysikexperimente befürchten. Nun ist es ja nicht gerade so, daß die Gefahr durch bei den Experimenten möglicherweise entstehenden Schwarzen Löchern nicht schon gründlich und auf allen Ebenen diskutiert worden wäre. Und immer ergab sich, daß keine Gefahr für die Erde besteht. So sehen es z.B. wissenschaftliche Fachpublikationen, die Informationsseiten des CERN, das Bundesverfassungsgericht und gründliche Zeitungsartikel.
Warum also wird noch immer über eine eigentlich längst zu den Akten gelegte Gefahr berichtet? Soll man dies als einen Fall ausgewogener Berichterstattung betrachten? Dann frage ich mich aber, weshalb nicht bei jedem neuen Elektronikartikel auch von den Menschen berichtet wird, die befürchten, Strahlen aus den Geräten könnten ihre feinstoffliche Aura schädigen? Ich habe keinen Zweifel, daß es solche Menschen gibt. Schließlich hat immer irgendwer vor irgendwas Angst.
Oder glauben die Medien selber an eine Gefahr durch die Experimente in der Schweiz? Das nehme ich mal nicht an, denn immerhin berichten die Tagesschau oder Die Welt selber, daß eigentlich kein Risiko besteht.
Also ist es vieleicht am ehesten so, daß Berichte von Schwarzen Löchern und Weltuntergängen einfach zu interessant klingen, als daß man sie sich entgehen lassen könnte. Sicherlich werden Artikel mit solchen Schlagworten gleich viel häufiger gelesen, verglichen mit trockenen Meldungen über neue Kollisionsenergien, unter denen sich eh niemand etwas vorstellen kann. Und ob wirklich etwas dran ist an den Schwarzen Löchern, das ist da wohl selbst für seriöse Medien zweitrangig. Das CERN wird sich vieleicht gar nicht so sehr daran stören und die Aufmerksamkeit dankbar zur Kenntnis nehmen. Aber dieses kleine Beispiel vom CERN zeigt, daß die Medien nicht das berichten, was von Belang ist, sondern das, wovon sie sich allgemeine Aufmerksamkeit versprechen. Und das sollte man vieleicht mal im Hinterkopf behalten bei den nächsten dramatischen Schlagzeilen über Sozialbetrug oder Pandemien...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen