Montag, 5. April 2010

Andere Länder, andere Sorgen

Jeder hat so seine Sorgen. Die USA müssen eifrig argumentieren, daß es mit Folter nichts zu tun hat, versetzt man Menschen im Verhör durch Übergießen mit Wasser in Todesangst vor Ertrinken. Das sind nur "verschärfte Verhörmethoden". Dafür können die Amerikaner aber unbekümmert Krieg in Afghanistan führen. Die Deutschen dagegen müssen argumentieren, daß töten und getötet werden durch deutsche Soldaten in Afghanistan keinesfalls ein Krieg ist. Das ist alles irgendwie robustes Brunnen bohren und Brücken bauen. Besonders hart trifft es mal wieder den Vatikan. Nicht nur, daß er erklären muß, daß sein Kampf gegen das Kondom nicht millionenfachem Todschlag gleich kommt. Sondern daß es im Zweifel besser ist, der ganze afrikanische Kontinent verreckt an AIDS, bevor die Menschen, durch Kondome geschützt, am Ende noch Spaß am vögeln mit verschiedenen Partnern finden. Und das er auch noch erklären muß, daß zehntausende von Mißbrauchsfällen durch Priester auf der ganzen Welt kein kirchliches Problem sind, sondern nur eine Kampagne durch Atheisten, 68er oder Freimaurer in den Medien. Nein, vom Vatikan wird vom Personal nicht nur die Verbreitung dieser Thesen erwartet, sondern auch, daß es sie selber glaubt.
Und ich muß erklären, daß zu schnell zu fahren nicht heißt, daß ich die Geschwindigkeitsbegrenzung überschritten habe. Vielmehr ist das alles nur eine Kampagne frustrierter Polizisten, die die Farbe meines Autos nicht leiden können.
Aber wie so oft, alle scheinen mit ihrer Argumentation davon zu kommen, nur ich mal wieder nicht. Aber was soll's. Ich muß hat sechzig Euro rausrücken. Würde man den anderen ihre Sicht aber nicht abkaufen, man müßte akzeptieren, daß an Bord des Flagschiffs der Freien Welt in staatlichem Auftrag gefoltert wird. Das Deutschland im glatten Bruch der Verfassung einen Krieg führt. Oder das Gottes Bodenpersonal für die Gegenseite arbeitet.
Das wären häßliche Einsichten. Nicht, daß wir sie uns nicht für uns selbst eingestehen könnten. Denn blicken wir mal verschämt in die dunklen Abgründe unserer Seelen: Ausgenommen ein paar Träumer und Vegetarier vieleicht, gehen uns allen Menschenrechte, Grundgesetz und aidskranke Neger doch am Arsch vorbei. Aber die Chuzpe, das alles offen zuzugeben, und etwa das Grundgesetz mal ein bisschen zu reformieren, die haben wir dann doch nicht. Schließlich soll alles schön demokratisch und rechtmäßig aussehen, und schon gibt es keine Probleme. Also akzeptieren wir auch die blödsinnigsten Wortspielereien und Argumentationen noch.
Das wäre alles nur von Herzen unsymphatisch und zynisch. Wenn wir uns dann aber empören oder uns lustig machen über den absurden Glauben und die unsinigen Überzeugungen von Scientologen, UFO-Sekten odes des Nachbars, der nachts mal wieder laut mit seinen Stimmen diskutiert - dann wird die Selbstgerechtigkeit dann wirklich unerträglich ekelerregend.

1 Kommentar:

  1. Ich persönlich finde Folter extrem schlimm und durch nichts zu rechtfertigen. Allerdings denke ich sind da weniger die Folterer strafrechtlich zu belangen sondern eher die Menschen die das anordnen. Ich habe mich etwas mit dem Milgram Experiment beschäftigt und da kommt ganz klar zum Ausdruck, wie die Menschen manipuliert werden. Gut ich bin erst am Anfang meiner Psychologie Studien, aber die Ergebnisse des Milgram Expirements sprechen einfach für sich.

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