Dienstag, 28. Juni 2011

Neu: Das schwarze Fanal

Vor Kurzem hatte Matthias Matussek in der FAZ existentielle Nöte dadurch für erledigt erklärt, daß er selbst sie nie hatte. Am Sonntag hatte Henryk Broder in der Welt die Emanzipation der Schwulen und Lesben in Deutschland für abgeschlossen erklärt und Proteste gegen die vom Papst vertretene Homophobie für absurd befunden, denn der Papst würde sich ja auch nicht um den Nichtraucherschutz kümmern. Und gestern hat Jan Fleischhauer im Spiegel dem Volke erklärt, daß die Aufregung um Koch-Mehrins Post-Plagiats-Aktivitäten nur zur Ablenkung von der durch die 68er mit der Abschaffung der Habilitation ruinierten deutschen Universitätslandschaft dient.
Es ist also nur zu offensichtlich: Messerscharfe Analysen, gegründet auf solides Sachwissen und logisch bis zum Ende durchdacht, liegen wieder voll im Trend bei deutschen Kolumnisten und Publizisten! Diese Intellektualisierung des Diskurses ist natürlich auch Aufforderung für ein Blog wie dieses, das messerscharfes Fachwissen als seine Kernkompetenz betrachtet und sich im Zweifel nicht einmal scheuen würde, selbst den Focus Online intellektuell herauszufordern! Und so wurde auf der heutigen Redaktionskonferenz der einstimmige Beschluß gefasst, mit einem eigenen Text zum aktuellen Geschehen all den Online-Publizisten mal zu zeigen, wie man eine richtige Kolumne schreibt! Das Ressort Zeitgeschehen der Wahrheit über die Wahrheit hatte auch gleich ein z.Z. in den Medien intensiv diskutiertes Thema als Gegenstand vorgeschlagen: Die Struktur des menschlichen Histamin H1 Rezeptorkomplexes mit Doxepin. Gut, zugegeben, vielleicht nicht gerade das Thema, das der politische Leser an dieser Stelle erwartet hätte. Aber zum einen ist es schon schwierig genug, ein Thema zu finden, zu dem Henryk Broder nicht schon längst erklärt hat, daß er anderer Meinung ist. Und zum anderen werden, alleine schon um die eher konservativen Leser dieses Blogs zufriedenzustellen, trotzdem schwul-lesbische 68er drin vorkommen, versprochen!
Also, dann mal ran ans ganz heiße Eisen!


D.W.Ü.D.W. - Das schwarze Fanal

Gerechtigkeit für Silber, Koch und Merlin!

Von Thomas Steinschneider

Um es gleich vorwegzusagen: Nein, es ist nicht in Ordnung. Ich meine, wer weiß schon um Histamin, insbesondere um Histamin H1? Sie tun es nicht, ich tue es nicht, und doch reden wir jetzt darüber. Und das ist gut. Denn es ist das Reden, das uns hilft zu verstehen, was wir sagen wollen. Und reden, ja reden, das tun viele. Sie tun es, ich tue es, und doch war früher alles anders. Früher waren Histamin und Doxepin noch keine Modethemen, die, wollte man "politisch korrekt" sein, wie es heute heißt, jeder thematisieren mußte, wollte er seinen Platz an den Fleischtöpfen der aus Steuermitteln finanzierten Universitäten sichern, oder wollte er auch nur einen bemerkenswert guten Text für eine Kolumne schreiben. Aber wir verlieren unser eigentliches Thema aus den Augen. Doch wer ist eigentlich schuld an dieser Ablenkung, an diesem tragischen Verlust des Blicks für das Wesentliche? In einer Zeit, in der schwul-lesbische Agitatoren mit ihren grellen Paraden und regenbogenfarbenen Federboas die schweigende heterosexuelle Mehrheit in dem Land, von dem vor 70 Jahren noch der Holocaust ausging, an den Rand der Gesellschaft drängen, bis ihr nichts mehr anderes übrig bleibt, als, auf den Besuch des Papstes und ein klares Wort in den letzten nicht durch den Marsch durch die Institutionen zerrütteten und zu einem schieren Instrument politischer Propaganda gegen die letzten verbliebenen Leistungsträger in einer Gesellschaft von Opportunisten der von einem sozialistischen Gedanken...

Und da haben wir es! Denn wissen Sie noch, wie der letzte, nein: vorletzte Satz eigentlich begann? Ich jedenfalls weiß es längst nicht mehr. Dabei sind die Pflege der Muttersprache, eine Erziehung zum klaren Ausdruck und gelegentliche Schläge mit einem Rohrstock doch die Voraussetzung für präzises Denken! Und es sind all diese Dinge, die die 68er in Verruf gebracht haben. Wenn Sie diesen Text also nicht verstehen, dann wissen Sie, wem sie die Schuld geben müssen. Und erst wenn wir zu klarer Sprache zurückgefunden haben, erst dann macht es Sinn, die Frage nach der Struktur des menschlichen Histamin H1-Rezeptorkomplexes mit Dopexin zu stellen.

Der Autor...
...studierte in Heidelberg, Cambridge und Hogwarts, bevor er nach Forschungsaufenthalten in Princeton, am MIT und an der Sorbonne schließlich in Atomphysik und Altorientalistik promovierte. Er erwarb seine Heilpraktikerzulassung und arbeitete fünf Jahre als Wirtschafts- und Politikkorrespondent in New York, Rio de Janeiro und Tokio, u.a. für die Times, das Time Magazine und das Niederlausitzer Tageblatt. Inzwischen ist er mit seiner Frau, seinen drei Geliebten und den fünfzehn Kindern, pünktlich zum langen Abschied von Schwarz-Gelb, wieder in Berlin. Seine Hobbys sind Unternehmensberatung, das Lösen von partiellen Differentialgleichungen mit stumpfen Bleistiften auf Fensterscheiben, und Bierdeckel sammeln.

Montag, 27. Juni 2011

Es lebe die Deutsch-Türkische Freundschaft!

Da googelt man ahnungslos vor sich hin und dann das! Aber nicht, daß es in zwanzig Jahren wieder heißt, der einfache Deutsche hätte davon ja nichts gewusst!

Dienstag, 21. Juni 2011

Supercomputer des Lebens

Und während man in Bologna seinen Supercomputer zum Rösten der Vegetation verwendet, weiß man in Barcelona, wie es richtig geht. Das Barcelona Supercomputing Center von außen:


Und der Computer innen:


Dass dieser Computer augenblicklich nur auf Rang 170 der weltweit leistungsstärksten Computer steht, können die Barcelonesen problemlos verschmerzen, denn in der Schönheitsrangliste der Supercomputer steht er uneinholbar auf Platz Eins!
Wenn es jetzt nur nicht ausgerechtet in Madrid einen schnelleren Computer gäbe...

Supercomputer des Todes

Was tötet nicht so alles unschuldige Bäume: Brandrodungen, Saurer Regen, Klimawandel... Und jetzt kommen auch noch Supercomputer dazu! Zumindest, wenn man sie, wie in Bologna, unterhalb eines Innenhofs einrichtet, und dann die gesamte Abwärme des Rechners in den Hof ablässt. Und beim Hitzestau bis zu zehn Grad über die ohnehin schon hohen Sommertemperaturen machen dann selbst die hitzeerprobten italienischen Bäume schlapp:


Und da hieß es vor anderthalb Jahren noch über einen neuen Supercomputer ausgerechnet zur Klimasimulation:
"Neuer Supercomputer soll bei Rettung der Welt helfen"
Das müssen sie wohl sein, die berühmten "Gegensätze in den Dingen". Ich glaub', ich werde doch noch irgendwann Dialektiker...

Sonntag, 12. Juni 2011

Thomas S. - Jäger des verlorenen Schatzes

Es war schwer, sehr schwer, von der Stelle zu kommen. Meine Stiefel mit Wasser vollgesogen und verklebt von der roten Erde dieser Breiten, schleppte ich mich Schritt für Schritt durch eine Wand aus Regen den schlammigen Pfad empor. Nur die dicke, dunkelgrüne Vegetation hinderte den steilen Hang zu meiner Rechten daran, unter den Sturzfluten in die Schlucht zu meiner Linken zu rutschen, und mich mit sich in den Tod zu reißen. Ich versuchte mich von dieser Gefahr abzulenken, indem ich meinen Blick angestrengt auf die Anhöhe vor mir gerichtet hielt, bis sich endlich die Umrisse der niedrigen und einfachen Häuser aus dem Schleier aus Regen abzuzeichnen begannen. Ich konnte mein Ziel sehen! Neue Energie strömte in meine schweren und von Insektenstichen aufgequollenen Beine, und mit neuer Entschlossenheit hielt ich auf das Größte unter den wenigen und schäbigen Gebäuden zu.
Ich wußte, ein Schatz wird erst durch die Bedeutung, die der Mensch ihm beimißt, zu einem solchen. Und vielleicht würde dieser grimmige Mann, in dessen Adern ein Blut floß, das sich vor Jahrhunderten aus dem spanischer Konquistadoren und indianischer Prinzessinnen gemischt haben mußte - zu einer Zeit, in der dieses Land noch fremder gewesen war - vielleicht würde dieser Mann den Dingen eine ganz andere Bedeutung beimessen. Dann, und nur dann, hätte ich eine Chance, von ihm die dringend benötigten Informationen zu bekommen! Informationen, die es mir endlich ermöglichen könnten, meine Finger um dasjenige Artefakt zu legen, das für mich mit jedem Tag meiner beschwerlichen Reise an Bedeutung gewonnen hatte, und das nun mein Denken beherrschte wie Wasser das Denken eines Verdurstenden.
Endlich konnte ich mit der Entschlossenheit eines Wahnsinnigen die verrottende Holztür der Spelunke aufstoßen. Abblätternde Farbe blieb an meinen feuchten Fingern kleben wie die Splitter einer sterbenden Blüte. Es war eines jener Wirtshäuser, wie es sie hier in jedem kleinen Dorf gab: Ein karger Raum, in dem der Gast außer fadem Brot, gegrilltem Fleisch und einem Pisco zum Hinunterspülen nichts zu erwarten hatten. Mit einigen ruckartigen Bewegungen schüttelte ich das Wasser von meinem Regenponcho. Der Mann, den ich suchte, beugte ich über den schmutzigen Tresen und fixierte mich mit einem Blick, undurchdringlicher noch als die Wand aus Regen vor der Tür, deren monotones Rauschen den schwülen Schankraum erfüllte. Ich ging auf ihn zu. Sicher, es wäre das Beste gewesen, ich hätte das Gespräch unverfänglich begonnen, und mich langsam, nach und nach, auf den interessanten Punkt hin vorgearbeitet. Doch ich hatte keine Zeit für ein Vorspiel - nicht heute, und nicht, wo der Einbruch der Dunkelheit schon so nah war. Mir blieb keine Wahl, ich mußte sofort zur Sache kommen. Und so sprach ich ihn in meinem schlechten Spanisch an. Durch die katalanische Eigenart, die Worte zu verkürzen, mussten sie diesem Mann aus dem Munde eines Gringos noch bizarrer erschienen sein:
"Entschuldigung, aber habe ich hier vielleicht eben die Speicherkarte meines Fotoapparats liegen gelassen?"
Ich hatte, und so bekam ich sie wieder! Schnell lief ich den Weg, den ich gekommen war, zurück zum Parkplatz. Ich war erleichtert, und der Reisebus mußte auch nicht zu lange auf mich warten!

Freitag, 10. Juni 2011

Die Welt ist nicht genug!

Was tut man, wenn wirklich auch die letzte deutsche Krämerseele am Ende gemerkt hat, daß man bloß ein aufgeblasener Windbeutel ist? Man zeigt seine Weltgewandtheit und seine Verachtung für das erbärmlich kleingeistige Deutschland, indem man für eine Weile in die große weite Welt hinausgeht! Kader Loth hatte die Devise ausgegeben, Ronald Schill ist gefolgt. Und nun zieht es auch noch die zu Guttenbergs in die wirklich große Fremde hinaus (London oder New York), wo ein Mann von wahrem Format noch gefordert wird!
Aber das hat ja auch für all die armen, schwachen Zurückgelassenen etwas Gutes: Vielleicht ist der zu Guttenberg in ein paar Monaten genauso vergessen wie diese Loth und dieser Schill... (Wer war das gleich nochmal??)

Mittwoch, 8. Juni 2011

Vom Narzissten an den Monomanen

Ein besonders lesenswerter Artikel fand sich kürzlich in der katholischen Tagespost. Selten haben sich Küchenpsychologie, "flexible" Argumentationsweisen und Realitätsverlust geschmeidiger zu einem Text zusammengefunden als hier: Psychologie des antireligiösen Affektes. Wer dennoch keine Lust hat, den ganzen Artikel zu lesen, für den sei die zentrale Aussage kurz zusammengefasst: Religionskritiker sind narzisstisch gestörte Persönlichkeiten, die es nicht verkraften können, daß die Religionen sie in ihren menschlichen Größenfantasien einschränken. Wem das jetzt spontan nicht einleuchtet, der kann beruhigt sein - nach dem Lesen des Textes würde es ihm auch nicht mehr einleuchten. Da es nun die ganze Nacht brauchen würde, all den Unsinn des Artikels im Detail durchzugehen, möge es hier bei einer simplen Überlegung bleiben:
Auf der Welt gibt es ca. 2,1 Milliarden Christen, 1,3 Milliarden Moslems, 0.85 Milliarden Hindus und jede Menge "Sonstiges". Und da diese Religionen sich im Wesentlichen gegenseitig ausschließen, müssen also mehrere Milliarden Menschen zwangsläufig etwas Falsches glauben. Jeder einzelne Gläubige muß nun, zumindest, wenn er seine Religion richtig "verinnerlicht" hat, wie es im Artikel verlangt wird, der Überzeugung sein, daß sein Glaube der richtige ist. Und, verdammt, wie hieß es doch zu Freuds Zeiten noch gleich, wenn jemand unabhängig von rationaler Kontrolle der festen Überzeugung ist, er habe recht und alle anderen unrecht? Ach ja, richtig: Monomanie!
Super, das mit der psychologischen Gruppendiagnose ist wirklich viel einfacher, als man zunächst denken würde!

Montag, 6. Juni 2011

Das energetisch schwingende Wörterbuch

Heute bin ich zufällig auf eine Website gestoßen, die mir das "Energetisieren" von Wasser nahebringen will. Und da las ich dann Dinge wie:
"Wasser kann vielfältigste Informationen aufnehmen und speichern. Der bekannte japanische Wasserforscher Masaru Emoto hat mittels Kristallfotos nachgewiesen, dass Wasser "lesen" kann."
"Dies hängt damit zusammen, dass jedes Wort, jeder Begriff, jede Zahl und jedes Zeichen einen ganz bestimmten geistigen Inhalt hat. Der geistige Inhalt ist automatisch verbunden mit einer speziellen Schwingungsfrequenz."
Und irgendwie erschloß sich mir gar nicht, wovon der Autor eigentlich sprach. Ein klarer Fall für die "Wahrheit über die Wahrheit"-Redaktion! Und so bietet dieses Blog seinen Lesern nach intensiven 15 Minuten Recherche das ultimative Wörterbuch, um die subtilen Bedeutungsunterschiede von Begriffen zu verstehen, je nachdem, ob ein denkender Mensch oder ein Esoteriker sie verwendet! Ein Service, wie ihn nur die Wahrheit über die Wahrheit bietet:

Bergkristall, der -
1) Größere Einheit von im trigonalen Kristallsystem kristallisiertem Siliziumdioxid.
2) Wichtiges Utensil, um mit →Energien, →Feldern, →Schwingungen und →Resonanzen wechselzuwirken. Zur Not geht auch Aquamarin.

Energie
, die -
1) Die aus der Zeitinvarianz der Hamiltonfunktion hervorgehende Erhaltungsgröße eines physikalischen Systems.
2) Irgendwas, das mal fließt und sich mal aufstaut, mal positiv und mal negativ ist, und das auf →Bergkristalle reagiert.

Esoterik, die -
1) Sinnfreies, für den denkenden Menschen nicht nachvollziehbares Geschwurbel. Dient bevorzugt dazu, leichtgläubigen Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Verachtenswert.
2) Sinnfreies, für den denkenden Menschen nicht nachvollziehbares Geschwurbel. Dient bevorzugt dazu, leichtgläubigen Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Super Sache!

feinstofflich, Adj. -
1) Einen Feinstoff betreffend. Feinstoff: fester oder flüssiger Zusatz zur Optimierung von Beton.
2) Irgendwie überall, nur nicht greifbar.

Feld, das -
1) Eine mathematische Funktion, die jedem Punkt der Raumzeit eine physikalische Größe zuordnet.
2) Alles, was irgendwie so um was anderes drumrum oder drin ist. Sollte gleichmäßig geformt sein, zur Not durch Einsatz von →Bergkristallen.

Information, die -
1) syntaktische ~: Maß für die algorithmische Kompressibilität einer Zeichenfolge.
2) Irgendwas, das in was anderem drin ist, und das wichtig ist. Kann meist durch Herumwirbeln oder mit Magnete reingemacht werden.

Kacke, gequirlte, die -
1) siehe →Esoterik.
2) Durch ausschweifende Formulierungen zu verbergender Aspekt der →Esoterik.

Ladung, die -
1) Quantifizierbare Eigenschaft eines Objektes, mit einem →Feld in Wechselwirkung zu treten.
2) Irgendwas, das in was drin oder dran ist. Tritt verstärkt in Bergkristallen auf. Siehe auch:→Feld, →Information, →Energie.

Resonanz, die -
1) Anregung eines schwingungsfähigen physikalischen Systems mit einer Anregungsfrequenz, bei der die Schwingungsamplitude des angeregten Systems maximal wird.
2) Etwas, bei dem es einem meist gut geht, wenn die →Energien es haben. Kann durch den Einsatz von →Bergkristallen verbessert werden.

Schlacke, die -
1) Feste, nichtmetallische Rückstände bei der Metallgewinnung.
2) Irgendwas, das durch Stress und Nahrung im menschlichen Körper entsteht und schlecht ist. Kann durch Fasten, Darmspülungen oder →Bergkristall weggemacht werden.

Schwingung, die -
1) Periodische Zustandsänderung eines physikalischen Systems.
2) Irgendwas, das wichtig und überall ist. Muß unbedingt positiv sein. Siehe auch: →Resonanz.

Wissen, das -
1) begründete, nicht unterminierte Meinung.
2)
(a) ernstzunehmende Gefahr für die →Esoterik.
(b) uraltes ~: Beste Begründung für esoterische Theorien jeder Art.