Mittwoch, 29. August 2012

In 10 Schritten gegen die Internetsucht

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, hat sich mal wieder der neuen Volksseuche "Internetsucht" gewidmet. Und sie präsentiert erschreckende Zahlen: In Deutschland sind 560 000 Menschen zwischen 14 und 64 Jahren internetsüchtig! Noch erschreckender ist aber, daß diesen Menschen nicht einmal richtig geholfen werden kann:
"Die vorhandenen Suchtberatungsstellen seien noch nicht in der Lage, Computer-Süchtige ausreichend zu beraten, sie bräuchten dafür eine spezielle Ausbildung, betonte sie."
Das beunruhigt DWüdW, denn Hilfe ist doch so leicht möglich! Mit nur wenigen Einstellungsänderungen an Betriebssystem und Browser können Sie sich selbst kinderleicht und nachhaltig von Ihrer Internetsucht lösen. Wie so oft weiß DWüdW Rat und erklärt die 10 Schritte, um vom Internet loszukommen:

1. Wählen Sie Internet Explorer 7 als Ihren Standardbrowser.

2. Wählen Sie die Option "Jeden Link in einem neuen Fenster öffnen".

3. Deaktivieren Sie den Pop-Up-Blocker.

4. Wählen Sie Systemeinstellungen → Tastatur → Französisch.

5. Wählen Sie Systemeinstellungen → Sprachen → Standardsprache → ISO 8859-8 (Hebräisch)

6. Wählen Sie Systemeinstellungen → Einheiten → Kalender → Indisch National (Nicht erschrecken, Sie sind wieder im Jahr 1934!)

7. Setzen Sie die Firewall-Einstellungen für alle Anwendungen auf "Immer fragen".

8. Wählen Sie die Browser-Option "Vor Akzeptieren von Cookies immer fragen".

9. Setzten Sie die Zeit bis zum Aktivieren des Bildschirmschoners auf den kleinstmöglichen Wert und verlangen Sie die Passworteingabe zur Freigabe.

10. Wählen Sie Henryk Broders Welt-Kolumne als Startseite Ihres Browsers.

Mit diesen Einstellungen sollten Sie bereits nach kurzer Zeit spüren, wie Ihr Interesse am Internet merklich abnimmt. Nach wenigen Tagen werden Sie bereits nervös werden und zu zittern beginnen, wenn Sie nur daran denken, mit Ihrem Computer Online zu gehen. Unter Umständen können die Angstzustände vor dem Internet in den Wochen nach Beginn der Therapie unangenehm stark werden. In diesem Fall empfiehlt DWüdW: Gönnen Sie sich einfach mal wieder einen guten Joint!

Dienstag, 28. August 2012

Mit dem Finger noch tiefer im Mars

Ich hätte durch diese Geschichte mit dem "Supermond" damals gewarnt sein sollen. Wenn die Bild über etwas berichtet, und sei es auch nur knapp und lächerlich, dann bringt das dem Thema Aufmerksamkeit. Und seit dem gestrigen albernen Post zum Finger auf dem Mars sind schon Dutzende von Lesern dort gelandet, weil sie nach dem Marsfinger gegoogelt haben. Also kann es nicht schaden, sich doch noch etwas ernsthafter damit zu beschäftigen.
Kurz: Es ist kein Finger. Eine Geröllebene auf dem Mars ist voll von verschiedensten unregelmäßigen Formen. Und sucht man lange genug in einer Fülle zufälliger, unregelmäßiger Formen herum, dann wird man früher oder später immer etwas finden, das einer bekannten Form gleicht. Besonders gut geht das natürlich, wenn man die zufälligen Formen nur aus einem Blickwinkel betrachten kann, und nicht etwa hochheben. Deshalb muß es noch lange nichts mit dem entsprechenden bekannten Objekt zu tun haben.
Dieser Haufen (irdischer) Vulkanasche sieht aus einem
bestimmten Blickwinkel aus wie ein versteinertes
Riesenschwein. Ist es deshalb eines?
Wenn man nur lange genug auf den Geröllbildern herumsucht, dann wird man wohl so ziemlich jede Form finden können, die man sehen will, nicht nur Finger.

Der DWüdW-Alien-Forscher ist sich sicher: Curiosity hat auf dem Mars
Überreste eines versteinerten Picasso entdeckt!
Nun wird natürlich kein "Alien-Forscher" behaupten, nur weil sich Formen ähneln, würde auf dem Mars ein Picasso herumliegen. Das wäre ja lächerlich. Die Behauptung, dort würde ein menschlicher Finger herumliegen ist allerdings genauso lächerlich.

Steinkern eines Ammoniten.
Naja, genau genommen behaupten die selbst ernannten Experten ja nicht, es sei ein Finger. Jeder solle sich da ja sein eigenes Urteil bilden. Interessant ist aber, daß "Alien-Forscher" selbst von einem möglichen "versteinerten Finger" sprechen. Denn: Finger versteinern nicht. Weiche Gewebe von Organismen, Haut oder Muskeln, ist kaum "versteinerungsfähig". Wenn überhaupt etwas davon übrig bleibt, dann unter besonders günstigen Umständen als "Abdruck" etwa in feinkörnigen Sandsteinplatten, aber nie als richtiger, einzelner "Stein". Es hätte den Hobbyalienjägern etwa schon mal aufgefallen sein können, daß in Museen zwar jede Menge Dinosaurierknochen herumstehen, aber nie ein kompletter steinerner Dinofuß, -Arm oder sonstwas.
Vielleicht dachten die Alienexperten ja an sowas wie versteinerte Ammoniten, die aussehen, als sei das ganze Tier zu Stein geworden? Ist es aber nicht. Ammoniten haben eine Schale, und nach dem Tod der Tiere füllten sich die (sowieso vorhandenen oder nachträglich entstandenen) Hohlräume innerhalb der Schale mit Schlamm. Der erhärtet und es bleibt ein "Steinkern", ein steinerner Abguß der Hohlräume innerhalb der Schale der Tiere. Und da menschliche Finger nun mal keine Schale haben, können sich von ihnen auch keine solchen Steinkerne bilden. Hier zeigt sich, was für "Alien-Forscher" genauso gilt wie für Mondlandungs- oder 9/11-Verschwörungstheoretiker. Sie treten mit ihren "Beweisen" und "Argumentationen" selbstbewußt auf, haben aber bei näherem Blick nicht den blassesten Schimmer einer Ahnung von dem, was sie da eigentlich interpretieren.

Na gut, für den "Marsfinger" bleibt jetzt noch, wo er schon kein versteinerter Finger ist, die Möglichkeit, ein Fragment einer alten menschlichen Statue auf dem Mars zu sein. Aber von hier ist es ja wirklich nur noch ein klitzekleiner Sprung, und eine Verwerfung im Raumzeitgefüge hat auch einen Picasso auf den Mars befördert!

Montag, 27. August 2012

Mit dem Finger im Mars

[Anmerkung: hier ein ernsthafterer Text zum Thema] Schon vor etlichen Tagen fanden eifrige Hobbywissenschaftler und Vollzeitspinner in den Aufnahmen des Marsrovers Curiosity einen Finger. Die Frage war eigentlich nur, ob es sich um einen versteinerten Finger handelt, oder eher um einen Teil einer menschlichen Statue, die dereinst auf dem Mars stand:


Idiotisch? Auf jeden Fall nicht idiotisch genug, als daß es von einer gewissen deutschen Boulevardzeitung nicht doch noch aufgegriffen würde. Die eigentliche Sensation aber wird dabei mal wieder totgeschwiegen und unter den Teppich gekehrt. So ist es mal wieder an DWüdW, mutig voranzugehen in den Bereich des Undenkbaren, und sich das Originalbild der NASA noch einmal gründlich und unvoreingenommen anzusehen. Und was DWüdW entdeckte, mag schockierend sein, aber es muß endlich der Weltöffentlichkeit gezeigt werden (zum Vergrößern klicken):


Wir müssen also, so schwer es auch sein mag, der verblüffenden und das heutige Weltbild in Frage stellenden Wahrheit endlich ins Auge blicken:
Der Mars ist einfach bloß eine blöde Müllhalde...

Nachtrag (23:20):
Der Marsfinger hat es, mit Däniken-Statements angereichert, inzwischen auch in den Focus Online geschafft. Leser, die sich für diesen Focus-Artikel interessieren, interessieren sich auch für: "Studie bestätigt: Kiffen macht dumm" (ganze 21 min. früher auf Focus Online erschienen!)

Samstag, 25. August 2012

Mit dem Nazimob in eine bessere Zukunft

Vor einigen Jahren veröffentliche Nicolaus Fest in der Bild Sätze wie:
"Es begann die Zeit der großen „ethnischen Säuberungen“. Überall wurde umgebracht, deportiert und vertrieben [...] Aber es brachte auch homogene Gesellschaften – und damit vielen europäischen Ländern Frieden und Stabilität." 
"Nachdem vor nicht einmal 80 Jahren ganze Völkerschaften der inneren Stabilität Europas geopfert wurden, scheinen die Vorteile homogener Gesellschaften inzwischen fast vergessen."
Es erschien mir damals schon fast unglaublich, daß eine große deutsche Zeitung wirklich den Raum zur Verfügung stellt, um den Zweiten Weltkrieg und seine Völkermorde als schmerzlichen Opfergang zum Wohle Europas zu verklittern. Heute schrieb dann Jasper von Altenbockum in der FAZ:
"Ein wütender Mob zündete vor 20 Jahren das Asylantenheim in Lichthagen an. Der Terror brachte manchen Sozialromantiker zur Besinnung und machte den Weg für eine gesteuerte Einwanderungspolitik frei."
Auch er half, Sozialromantiker
zur Besinnung zu bringen.
Diese Einleitung wurde inzwischen offenbar gehen eine harmlosere Version ausgetauscht. Der Geist des Artikels bleibt aber erhalten:
"Erst „Lichtenhagen“ brachte manche dieser Sozialalchimisten zur Besinnung."
Der Ungeist, aus reinem - und natürlich zu verachtenden - Verbrechen Gutes erwachsen zu sehen, er hat offenbar nicht mehr nur die Bild befallen.

Nun wird eine einzelne Frau wie die Ruderin Nadja Drygalla sozial geächtet, weil sie einen rechtsradikalen Lebenspartner hat. Nach einem Gespräch reist sie offiziell freiwillig von den Olympischen Spielen ab, ihr Antrag auf Sportförderung würde nun "auf Eis liegen". Und manch einer ist auch noch stolz auf die klare Position der Gesellschaft, was Toleranz gegenüber rechtem Gedankengut angeht. Wenn dagegen Redakteure von ganz großen, teilweise sogar angesehenen, deutschen Zeitungen intellektuell verbrämt die süßen Früchte von rechtem Mord und Terror hervorheben, dann passiert - nichts. Es gibt keine breite gesellschaftliche Ächtung, keine Entlassung, keine Versetzung, vermutlich nicht einmal weniger Einladungen zu Grillparties. Was bleibt ist allein die Botschaft: Rechte Gewalt und Terror seien schrecklich, aber brächten doch zumindest die Linken zur Vernunft und Europa die Stabilität.

Vielleicht sollte man sich um die geistige Verfassung Deutschlands wirklich Sorgen machen.

Montag, 13. August 2012

Nordischer Wettlauf

"Nordpol-Anrainer wollen kein Wettrennen um Rohstoffe"
Spiegel, 28.5.2008
Schade. Dabei wäre die Siegerehrung so einfach geworden. Der Erste kriegt das Gold, der Zweite das Silber, der Dritte Bronze. Die übrigen Teilnehmer des Rennens dürfen zum Trost alle unterwegs gefangenen Fischstäbchen behalten...
"Der Klimawandel befreit das Nordpolarmeer vom Eis - und löst einen Wettlauf um Bodenschätze aus."
Der Spiegel 38/2008 (15.9.2008)
Jetzt doch? Ach so, es ist schließlich eine politische Entscheidung. Und "Niemand will es, aber wir machen es trotzdem" kennt man da ja schon lange vom Kriegführen oder diesem Eurowirtschaftsbankenrettungsdings her - ist gewissermaßen der natürliche Gegenpol zum "Im Grund sind alle dafür, aber wir machen es trotzdem nicht".
Aber wo Deutschland schon beim Rennen um einen Platz am Eis nicht dabei ist, können wir uns ja einfach mal zurücklehnen und gucken, wie es so läuft. Vielleicht wird es ja spannend...
"Europäer steigen in das Rennen um die Arktis ein"
Spiegel, 21.11.2008
Klar, wenn die Amerikaner etwas machen, wollen die Europäer irgendwann später auch immer mitmachen...
„Russen und andere Nationen stecken ihre Claims ab, es beginnt ein Rennen um die Rohstoffe."
WAZ, 25.2.2009
Ja, ich weiß.
"Der Wettkampf um die Arktis beginnt"
3Sat, 6.12.2009
Jaja, weiß ich doch!
"In der Arktis werden unter den schmelzenden Eismassen „gewaltige“ Bodenschätze vermutet. [...] Ein Wettlauf beginnt."
FAZ, 3.8.2010
Das weiß ich jetzt seit zwei Jahren! Dann mal alle Mann rauf auf die Eisbrecher, und munter an die Eisschollen gepinkelt, um die Reviere zu markieren!
"Das Eis der Arktis schmilzt – und damit beginnt ein Rennen um die Bodenschätze dieser ökologisch so wichtigen Region"
Junge Welt, 5.3.2012
Also so langsam nervt's...
"Sobald Shell tatsächlich Öl an die Oberfläche bringt, geht das Rennen los."
Blick.ch, 6.7.2012
Herrje! Das wird auch nach vier Jahren so langsam mal Zeit!
"Tauwetter am Südpol: Das Gerangel um die Bodenschätze der Antarktis beginnt"
Focus, 12.8.2012
Na endlich, wenigstens am Südpol geht's los!
"Nun taut die Region stärker als je zuvor seit Beginn der Messungen – und plötzlich treten sieben Länder auf den Plan, die alle profitieren wollen..." 
Ja, ganz plötzlich, quasi ohne jede Vorwarnung so aus dem Nichts heraus. Wisst ihr was? Ein Wettrennen, bei dem nach vier Jahren immer noch nicht klar ist, ob es startet oder schon gestartet wurde, das ist mir doch zu blöde. Mit dem Zieleinlauf ist da sowieso nicht vor den Olympischen Sommerspielen in Grönland im Jahre 2108 zu rechnen. Dann übrigens auch endlich zum ersten Mal olympisch: das 800-m-Phrasendreschen (Freestyle)!

Sonntag, 12. August 2012

Was ist schon Schnuppe?

Ich weiß ja, ich wiederhole mich selber, wenn ich mich immer wieder offen ärgere, daß Ereignisse, die Jahr für Jahr mit der Präzision eines Uhrwerks wiederkehren, in den Medien immer und immer wieder verkündet werden. Und vielleicht bin ich ja auch zu streng mit meinem Ärger. Womöglich gibt es ja tatsächlich Menschen, die es beruhigt zu erfahren, daß der Papst den Ostersegen auch in diesem Jahr wieder an Ostern gespendet hat, und nicht an Weihnachten. Und womöglich gibt es ja wirklich Menschen, die sich für Sternschnuppen interessieren, sich aber einfach nicht merken können, daß die Erde jedes Jahr um den 12. August herum durch die Trümmer des Kometen Swift-Tuttle fliegt. Und daß daher in jedem Jahr in den Nächten der ersten Augusthälfte besonders viele Sternschnuppen zu sehen sind. Denn dann verglühen die Trümmer in der Atmosphäre - Jahr für Jahr und historisch belegt seit dem Jahr 36 n. Chr. (wenn natürlich auch nicht lückenlos).
Und unter allen Berichten zu diesem Sternschnuppenschauer namens "Perseiden" ist selbstverständlich auch der Focus Online mit einem Beitrag vertreten. Und mit dem Bild:


Nur ist das da auf dem Bild keine Sternschnuppe. Das Bild ist Teil eines Mosaiks der Umgebung des Sterns Mira, das der Satellit GALEX im ultravioletten Spektralbereich aufgenommen hatte. Und die Abbildung hat mit Sternschnuppen soviel zu tun wie die Sternsinger und Sternburger - nämlich irgendwie "Stern" im Namen. Aber macht ja nix, man kann ja lernen. Etwa für den nächsten Text über die Perseiden, der am 11. August 2013 fällig wird. Oder vielleicht sollte man in Zweijahresintervallen denken, bis zum 11. August 2014. Denn vor zwei Jahren zeigte der Focus das Bild der Umgebung von Mira schon einmal als angebliche Aufnahme einer Sternschnuppe. Wenn diese Abbildung 2014 aber immer noch als "Sternschuppe" gezeigt wird, dann, ja dann sollte der Focus entweder seine Bilddatenbank oder sein Personal mal aktualisieren.

Donnerstag, 9. August 2012

Lasset uns tragen am Schweizerkreuz

Die Wahrheit über die Wahrheit ist in Sorge. In Sorge um das Verhältnis zwischen Schweizern und Deutschen. Als ein Blog, das sich dem Frieden und der Freundschaft zwischen allen Nationen (außer Frankreich) verpflichtet fühlt, bekümmert es DWüdW, daß Deutsche in der Schweiz nicht mehr gemocht werden. Daß DWüdW hören muß, wie Deutsche angefeindet werden, ausgesperrt werden sollen und gar schon Selbsthilfegruppen benötigen. Wie konnte es nur soweit kommen? Von Spanien bis nach Finnland, kaum daß die Deutschen ein paar Jahrhunderte nicht mehr in ein Land einmarschiert sind, werden sie dort eigentlich gerne gesehen. Da sollten die Rahmenbedingungen für ein gutes Verhältnis zwischen Schweizern und Deutschen doch hervorragend sein! Naja, wahrscheinlich liegt die Schweiz, anders als Spanien oder Finnland, einfach zu nah an Deutschland dran, als daß man die Deutschen wirklich mögen könnte. Aber Nähe schafft doch auch Gemeinsamkeiten! ... Wobei, vielleicht auch nicht. Aber immerhin, ihr habt unser Geld, und wir haben eure Arbeitsplätze. Das ist doch was, worauf man aufbauen kann, eine Basis für Vertrauen! Und um diese Basis zu stärken, führt DWüdW drei gute Gründe auf, weshalb die Schweizer die Deutschen doch mögen sollten:

1. Deutsche sind die idealen Geschäftspartner.
Erst bringt der deutsche Bürger seine Millionen in die Schweiz, dann kommt der deutsche Staat und legt noch einmal Millionen und neue Pässe drauf, nur um zu erfahren, welche Bürger ihre Millionen gebracht haben. Also unter uns - besser kann man auch eine cracksüchtige Oma auf Kaffeefahrt nicht ausnehmen!

2. Deutsche sind die idealen Sexualpartner.
Schweizer und Deutsche, da treffen zwei Völker aufeinander, die weltweit bekannt und berühmt sind für ihre Sinnlichkeit, ihre Leidenschaft und Erotik. Und wenn die Latin Lover der Gipfel auf das Kamasutra aus Konstanz treffen, dann sollten sich selbst die Fische im Bodensee erschrecken! Und das Beste: Sowohl kleinliche Zwanghaftigkeit (Deutschland) als auch überzogene Geldfixierung (Schweiz) gelten als Merkmale eines analen Charakters. Da passen Schweizer und Deutsche doch wie Deckel auf Topf! Vergesst also eure französischen und italienischen Nachbarn, ins Berner Oberland der Lust könnt ihr nur mit den Deutschen vordringen!

3. Deutsche sind die idealen Lebenspartner.
In ihrer natürlichen Bescheidenheit, mit ihrem einfachen aber eleganten Stil und ihrem feinen Gespür für gutes Benehmen sind die Deutschen auch im persönlichen Alltag ein angenehmer Umgang. Ladet also mal eine(n) Deutsche(n) auf einen gemütlichen Abend ein, und ihr werdet merken, das sind eigentlich keine arroganten Dumpfbacken. Sondern sensible Menschen, die keinerlei Kontaktscheu zu andern Völkern haben, sofern diese anständiges Deutsch lernen, richtig Bier zu zapfen vermögen und die Namen der deutschen Nationalspieler - Sami Khedira, Mezut Özil oder Jerome Boateng - akzentfrei aussprechen können.

So, und wenn ihr Schweizer die Deutschen jetzt immer noch nicht mögt, verdammt, dann fahren wir im Urlaub eben zu irgendwelchen anderen Kuffnucken, die noch wissen, wie man sich den Deutschen gegenüber anständig benimmt!

Dienstag, 7. August 2012

Marsmenschen in gering qualifizierter Beschäftigung

Nach der erfolgreichen Landung des Marsrovers "Curiosity" kommentiert Patrick Illinger auf der Süddeutschen, bemannte Raumfahrt sei überflüssig: Wo Roboter besser sind als Menschen. Sein Argument ist auf den Punkt gebracht in dem einen Satz "Nichts, aber auch gar nichts, könnten menschliche Sinnesorgane an einem Ort wie der Mars-Oberfläche erkunden, das nicht ein technisch ausgefeilter Roboter wie Curiosity viel besser könnte." Und das ist falsch.
Beeindruckt von der enorm komplexen und ausgefeilten Technik, die in Sonden wie "Curiosity" zu anderen Planeten aufbricht, wird man wohl zu leicht auf eine falsche Fährte gelockt. Man sollte sich in Erinnerung rufen, daß all die komplizierten Instrumente, die mit Raumsonden auf anderen Himmelskörpern abgesetzt werden, eigentlich nur den Plan B der Planetenforschung darstellen. All die Instrumentenpakete werden allein deshalb ausgeschickt, weil man das Untersuchungsobjekt nicht ins Labor auf die Erde holen kann. Dabei kann und wird das Instrumentarium keiner noch so hoch entwickelten Raumsonde jemals auch nur ansatzweise mit den Analysemethoden mithalten können, wie sie irdische Laboratorien bieten - wo es keine Beschränkungen in Größe, Gewicht, Energieversorgung, Stabilität oder Zeit für die entwickelten Gerätschaften gibt. Und da das "nach Hause bringen" von Proben zweifellos eine der zentralen Aufgaben einer bemannten Marsmission wäre, konkurrieren Menschen auf dem Mars schlichtweg nicht mit den Instrumenten unbemannter Missionen. Deren Analysen könnte man am Ende einer menschlichen Marsreise um ein Vielfaches besser auf der Erde durchführen. So paradox es im Angesicht der technisch hoch entwickelten Raumfahrt auch scheinen mag, die Aufgabe von Menschen auf dem Mars wäre es nicht, dort noch kompliziertere Untersuchungen durchzuführen, als es die unbemannten Forschungssonden tun. Sondern ganz im Gegenteil, es ginge gerade um die vermeintlich simplen Angelegenheiten. Dinge, die wie das Schuhezubinden für einen Menschen eine Banalität sind, für einen Roboter aber eine wahre Herausforderung.
Es beginnt bereits mit dem Anschauen einer Landschaft im Zusammenhang, dem Aufsuchen spannender Stellen und dem Aufheben und dem Zerschlagen mit dem Hammer von interessant aussehenden Steinen. Solche Untersuchungen mögen geradezu primitiv erscheinen verglichen mit den detaillierten Analysemethoden von Forschungsinstrumenten. Aber man darf nicht vergessen, daß es gerade diese einfachen Herangehensweisen sind, die auf der Erde über Jahrhunderte entwickelt, die Basis für das wissenschaftliche Erkunden einer neuen Landschaft darstellen. Und die sich kaum mit Maschinen umsetzen läßt. Die menschlichen Forscher auf dem Mars würden ihre Zeit mit solchen - nur beinahe trivialen - Aufgaben wie das Anfertigen von Gesteinsdünnschliffen zur Auswahl der wichtigen Marsproben verbringen, sie würden Instrumente installieren oder simple Löcher in den Boden bohren. Eine einfache Tätigkeit wie diese mag die Voraussetzung sein für die Untersuchung von Ablagerungsfolgen bis hin zum Messen des planetaren Wärmeflusses. Und anders als für Maschinen ist es für Menschen unkompliziert, einen Bohrturm zu verankern oder Teile eines Bohrgestänges aus einem Transportbehälter zu nehmen und zusammenzustecken. Aller Hochtechnologie zum Trotz wird der Mensch gebraucht, um vor Ort nach Augenschein Entscheidungen zu treffen, um zusammenzuschrauben, zu reparieren, zu improvisieren und um den Dreck aus den Instrumenten zu wischen. Will man die Erforschung einer so komplexen Welt wie dem Mars wirklich vorantreiben, dann ist es vielleicht nicht kurzfristig oder mittelfristig, wohl aber langfristig unvermeidlich, menschliches Personal vor Ort einzusetzen.
Nun glaube ich selber nicht, daß die wissenschaftlichen Erkenntnisse alleine die enormen Kosten einer bemannten Marsmission rechtfertigen könnten. Aber wie der Kommentar der Süddeutschen ja richtig feststellt, gibt es neben der wissenschaftlichen Motivation für eine Marsreise ja noch die emotionalen, patriotischen und machtpolitischen Ziele. Und wenn wir ehrlich sind, dann ist der Mensch ja auch nicht auf dem Mond gelandet, ist die 100 Meter nicht unter 10 Sekunden gelaufen, hat nicht den Mount Everest bestiegen, das Taj Mahal und die Kathedrale von Canterbury errichtet, weil es so vernünftig gewesen wäre, dies zu tun. Also, ich selber kann ja in emotionalen, patriotischen und machtpolitischen Anreizen für menschliche Taten per se nichts Schlechtes erkennen...

Montag, 6. August 2012

Wenn Broderismus chronisch wird

Heute müssen wir mal ganz tapfer sein. Am Besten erst mal ein Schluck aus der Pulle, denn es wird hart. Heute werfen wir anhand einiger Beispiele einen kleinen Blick in Henryk Broders Œuvre.

Fall 1:
In seiner unsäglichen Welt-Kolumne "Nordeuropa arbeitet - und zahlt für den Süden" vom 3. August 2012 stellt Broder eine beeindruckende Behauptung auf:
"Allein die Dänen haben ihr Sozialsystem gründlich reformiert, nachdem sie gemerkt hatten, dass rund 40 Prozent des nationalen Sozialbudgets an 4 Prozent der Population gehen, die aus Migranten besteht."
Nun wäre es bei solch einem bemerkenswerten Verhältnis schon interessant zu erfahren, wann wer wie in Dänemark diese Verteilung des nationalen Sozialbudgets bemerkt hat. Leider verrät Herr Broder aber kein bisschen mehr als das obige Zitat selbst. Man kann aber zumindest mutmaßen, woher Herr Broder diese Information hat. Und war aufgrund eines kleinen Fehlers darin. Politically Incorrect brachte schon 2009 in einem Beitrag zu den Sozialkosten für Migration in Dänemark auch die Zahlen 4% und 40% - der einzige Unterschied besteht darin, daß die 4% nicht die "Migranten", sondern die "muslimischen Einwanderer" oder "dänischen Muslime" sind. Mit Feinheiten hat man es da aber ja eh' nicht so. Übernommen aber ist der PI-Text von einem englischsprachigen Artikel, den die beiden "Islamkritiker" Daniel Pipes und Lars Hedegaard laut eigener Auskunft schon 2002 für die amerikanische Boulevardzeitung New York Post geschrieben haben. Dort sind es allerdings 5% von Einwanderern aus der Dritten Welt (z.B. der Türkei!), die 40% des Sozialbudgets bekommen würden. Irgendwie sind aus 5% Einwanderer bei der New York Post 4% muslimische Einwanderer bei PI geworden. Vielleicht hat Herr Broder diese Zahl von 4% eben nicht aus der Originalquelle bezogen, sondern über PI. (Übrigens ist bei der New York Post mit den 40% auch nicht das gesamte nationale Sozialbudget gemeint, wie Herr Broder unterstellt, sondern nur die finanzielle Grundsicherung in Dänemark, d.h ohne Ausgaben für Wohnen, Bildung, Transport, etc.).
Spannend ist aber die Quelle, die dort für die Zahlen angeben wird. Die dänische Politikerin Ritt Bjerregaard  hätte ihnen Zahlen aus einer nicht veröffentlichten Studie für das Jahr 1999 mitgeteilt, zu denen die Autoren noch mal mindestens 5% Verbrauch der Sozialleistung aus der hohlen Hand draufgeschlagen haben, um die Zahlen für 2002 "anzupassen". Denn es würde ja bekanntlich alles immer schlimmer. Es haben also nicht, wie Broder behauptet, "die Dänen gemerkt", daß 40% des Sozialbudgets von 4% muslimischer Migranten verbraucht würden, sondern Broders "Islamkritiker"-Kollege Lars Hedegaard hat es behauptet. Und als Quelle gibt er eine Mischung aus nicht näher spezifizierten Zahlen aus einer nicht näher genannten und ohnehin nicht veröffentlichten Studie und eigenes Bauchgefühl an. In Henryk Broders Kolumne taucht diese Zahl dann als Tatsache auf.

Fall 2:
In einem auf der Achse des Guten dokumentierten Textes für die Weltwoche vom 19. Juli 2012 äußert sich Herr Broder zu einem Vorschlag des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung bezüglich Sonderabgaben auf Vermögen. Er beginnt mit
"In der Bundesrepublik wird derzeit über eine „Zwangsanleihe“ diskutiert, die von „Vermögenden“ erhoben werden soll. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, das größte und älteste seiner Art, hält eine zehnprozentige Abgabe auf Vermögen über 250.000.- Euro für angemessen. Nun kommt es darauf an, wie man „Vermögen“ definiert."
Stimmt.
"Aktien? Bargeld? Immobilien? Nehmen wir mal, es wäre ein Mix aus diesen Anlagen."
Nein, das müssen wir nicht annehmen. Das steht ausdrücklich in der Studie des DIW drin. Es geht um das Nettovermögen, bestehend aus "Immobilienvermögen, Finanzvermögen und Betriebsvermögen abzüglich der Verbindlichkeiten, mit denen diese Vermögenswerte belastet sind." Und damit sind wir beim eigentlichen Problem. Man hätte sich den Vorschlag zumindest mal durchlesen sollen, bevor man sich über ihn empört. Mit seiner ersten Annahme lag Herr Broder zwar noch richtig, aber das Glück verließ ihn schnell:
"Dann würde ein Ehepaar, das in einem kleinen Eigenheim wohnt und 50.000.- Euro Erspartes hat, mit 25.000.- Euro zur Kasse „gebeten“ werden."
Nein, würde es nicht. Und das gleich aus mehreren Gründen nicht. Wie das DIW ausdrücklich ausführt, handelt es sich bei den genannten Geldbeträgen um "Freibeträge". Und das heißt laut Wikipedia: "Im Gegensatz zur Freigrenze müssen bei Überschreitung des Freibetrags nicht die gesamten Einnahmen versteuert werden, sondern nur der den Freibetrag übersteigende Teil der Einnahmen." Broders Ehepaar würde in diesem Fall erst einmal gar nicht zur Kasse gebeten. Und wären statt der 50 000 € auf dem Konto 50 001 €, dann ginge es immer noch nicht um 25 000 € für den Staat, sondern um 10 Cent.
Wie in der Studie außerdem mehrfach erwähnt wird, gilt der angenommene Freibetrag von 250 000 Euro für Einzelpersonen. Für Ehepaare beträgt er dort 500 000 Euro. Für jedes Kind erhöht sich der Freibetrag um weitere 100 000 Euro. Das heißt, wäre das Ehepaar mit dem kleinen 200 000 Euro-Eigenheim kinderlos, dann dürfte es nicht 50 000 €, sondern 300 000 € auf dem Konto haben, bevor es für Zwangsanleihen oder Vermögensabgaben in Betracht käme. Hätte es zwei Kinder, dann kämen zu dem kleinen Eigenheim gar eine halbe Million Euro Barvermögen, bevor zusätzliche Abgaben auf das darüberliegende Vermögen fällig würden. Aber wie gesagt, dazu hätte man den Vorschlag, gegen den man sich wendet, zumindest mal überfliegen müssen. Das pdf mit den Details hätte sich Herr Broder kostenfrei herunterladen können...

Fall 3:
In Broders Welt-Kolumne "Europas Größenwahn führt zu seinem Untergang" vom 9. Juni 2012 schreibt er:
"Da selbst die größten Europa-Fans nicht in der Lage waren, sich einen solchen Namen zu merken, setzte sich eine Kurzfassung durch: "Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union". Er umfasste rund 500 Seiten."
Nein, der Vertrag umfaßt genau 153 Seiten, inklusive Deckblatt und leerer Seiten. Also, zumindest, sofern mein Adobe Reader besser zählen kann als Herr Broder.

Fall 4:
Am 16. Mai 2012 schrieb Herr Broder auf der Achse des Guten:
"Jeder Student der Soziologie im zweiten Semester kennt das Prinzip der Normalverteilung, auch Gauß-Glocke bzw. Gaußsche Glockenkurve genannt. Er weiß auch, aus welchen Schichten sich die Gesellschaft zusammensetzt: einer relativ kleinen Oberschicht, die nicht auf Einnahmen aus Erwerbstätigkeit angewiesen ist; einer Mittelschicht, zu der die staats-tragenden Kreise, die kreative Intelligenz und die Dienstleister – Ärzte, Architekten, Anwälte – gehören; der Masse der Arbeiter und Angestellten, auch Arbeitnehmer genannt, die dafür sorgen, dass Autos und Autobahnen gebaut werden, der Müll abgeholt wird und die Züge nach Plan verkehren. Den Bodensatz der Gesellschaft bildet das „Prekariat“, Menschen, die - aus welchen Gründen auch immer – entgleist und auf Sozialleistungen angewiesen sind."
Und wer von der Normalverteilung, auch Gauß-Glocke bzw. Gaußsche Glockenkurve genannt, nicht nur den Namen, sondern tatsächlich das Prinzip kennt, der weiß auch, daß eine Verteilung gerade dann annähernd einer Normalverteilung folgt, wenn ihr eine Überlagerung vieler (selber beinahe beliebig verteilter) Zufallsentscheidungen zugrunde liegt. Und das ist weder für die finanziellen Verhältnisse der Bevölkerung noch für die zahlenmäßige Verteilung gesellschaftlicher Schichten der Fall. Klingt aber voll clever und nach Durchblick, auf eine "Gauß-Glocke" zu verweisen, Herr Broder...

Lassen wir es damit mal gut sein. Jetzt gibt es zwei Schlußfolgerungen. Entweder ist Herr Broder ein so dumm-ignoranter Schwätzer, daß er es tatsächlich für unnötig hält, sich auch nur im Mindesten mit den Gegenständen seiner Hetztiraden zu beschäftigen. Oder er beschäftigt sich doch damit, hat aber keinerlei Hemmungen, wissentlich falsche Behauptungen in die Welt hinaus zu posaunen, um seine eigene gefühlte Realität auch anderen aufzudrängen. Zwischen diesen beiden Möglichkeiten kann ja jeder selbst entscheiden. Nur was von seinen Texten zu halten ist, darüber sollte es keine Uneinigkeit geben können.

Und um jetzt nicht zu angewidert zu schließen und damit das Gefühl, sich die Hände waschen zu müssen, nicht zu stark wird, gönnen wir uns am Ende noch ein bisschen Humor. Denn so schätzt Herr Broder manche seiner Mitmenschen ein. Er sollte es ja wissen:

Broder über Sebastian Engelbrecht : "Nein, es genügt schon, keine Ahnung von nichts aber eine Meinung zu allem zu haben."

Broder über Jürgen Todenhöfer: "Der ist vollkommen schmerzfrei und weiss auch, wie man investigative Fragen stellt, das hat beim Golfspielen gelernt."

Broder über Ruprecht Polenz: "Polenz nimmt es mit der Wahrheit so genau wie der Hauptmann von Köpenick mit der Wahl seiner Anzüge."

Broder über Johannes Ponader: "Eine der schmierigsten und schleimigsten Gestalten im Berliner Politik-Stadl ist der “politische Geschäftsführer” der Piraten-Partei, Johannes Ponader."

Samstag, 4. August 2012

Das Rauschen der Broderfälle

Wer schon so abgestumpft ist, daß ihm bei den Kolumnen von Jan Fleischhauer nicht mehr das kalte Kotzen kommt, der kann es ja immer noch mit Henryk Broder versuchen. Der berichtet in seiner Welt-Kolumne, daß er Filme guckt, in denen Boote Wasserfälle hinunter stürzen, weil die Besatzung sich nicht über die richtige Vorgehensweise einigen kann und der Kapitän schließlich darauf besteht, weiter auf den Wasserfall zuzuhalten. Zwar habe ich auch schon eine ganze Menge Filme gesehen, in denen Boote Wasserfälle hinuntergefahren sind, aber es war keiner dabei, in dem der Kapitän das so entschied, weil die Besatzung sich nicht einigen konnte.
Aber nicht nur den Inhalt von Filmen fantasiert sich Broder frei zurecht, auch seine politische Wahrnehmung hüpft munter durch seine eigene kleine Broderwelt. Da schimpft er auf einen Staat, der "Wohlfahrt und Wohlstand für alle garantieren" will, und das sogar noch "unabhängig von Herkunft, Leistung und Mentalität".  Er geifert gegen die "hauptamtlichen Helfer" als "Teil des Apparats", die womöglich alleinerziehende Mütter unterstützen sollen. Stattdessen lobt er Arbeitsmoral der "ethnisch und kulturell ziemlich homogenen" Dänen. Kleine Tatsachen, die ihm dabei nicht ins Bild passen, übersieht Herr Broder aber irgendwie. Etwa, daß ausgerechnet das dänische System erfolgreich darauf abzielte, Broders Albtraum wahr werden zu lassen und nur geringe Unterschiede im Lebensstandard zwischen Arm und Reich hervor brachte. Übrigens auch durch besonders umfangreiche soziale Betreuung mittels hauptamtliche Helfer. Da erinnert sich Herr Broder lieber an den einen Tag, den er wohl mal in Neapel verbracht hat, und berichtet von der arbeitsscheuen Palaverkultur im südeuropäisch-mediterranen Raum. Wie aber dieses permanent unterstellte arbeitsscheue Herumhängen dank Transferleistungen in den Mittelmeeranrainern damit zusammenpasst, daß gerade in diesen Ländern die staatlichen Sozialausgaben besonders niedrig sind - sowohl pro Kopf als auch relativ zum BIP als auch relativ zum EU-Durchschnitt? Denn während Broders den anderen nicht zur Last fallen wollenden Dänen verglichen mit ihrer Wirtschaftsleistung EU-weit am meisten für soziale Absicherung ausgeben, kommt von allen verdächtigen Mittelmeerländern allein Italien gerade mal auf den 27-Länder-EU-Durchschnitt bei Sozialausgaben (volle Statistik). Wie das alles mit seinen ausgefeilten Thesen zusammen passt, wäre interessant gewesen von Herrn Broder zu lernen. Er erklärt es aber nicht. Vielleicht ist er ja so empört über das Durchfüttern der faulen Südländer aus Anatolien, dem Maghreb und Neapel, daß er beim Verfassen seiner Arbeit nicht zum Nachdenken oder gar Nachforschen gekommen ist. Woher aber ausgerechnet Menschen, deren Lebensleistung sich darin erschöpft, solche dümmlichen Hetzpamphlete zur Stärkung der Vorurteile von Springerlesern hervorzuwürgen, das Selbstbewußtsein hernehmen, um die Arbeitsleistung ganzer Länder herabzuwürdigen, das ist mir ein weiteres Rätsel.

Mittwoch, 1. August 2012

Wahnsinn ist noch zu normal

Wirklich nur ganz kurz, weil man's sonst nicht glauben würde. Ein Landgericht hatte die religiös motivierte Beschneidung nicht einwilligungsfähiger Jungen als Körperverletzung eingestuft. Nicht zuletzt auch, weil es sich dabei um einen irreversiblen Eingriff in den Körper des Kindes handle. Heute das nun wirklich allerultimativste Zitat zum Thema, natürlich von einem katholischen Experten, von Herrn Theologen Prof. Wolfgang Ockenfels OP. Nein, das ist wohl nicht als Scherz gemeint: 
"Irreversibel ist dieser Akt keineswegs. Eine Vorhaut lässt sich heute ebenso leicht nachträglich implantieren wie man ein Glaubensbekenntnis wechseln kann."
Bleiben eigentlich nur zwei Fragen. Zahlt's die Kasse, wenn einer zum Atheisten werden will? Und kann man eigentlich auch Verstand implantieren? Ich würde auch ein paar Euro für die OP beisteuern...