Freitag, 31. Mai 2013

Weisheit des Tages (2)

"Ohne tief greifende Reformen bleibt alles beim Alten."
Laut Zeit Online Überzeugung des 
Filmproduzenten Gerhard Schmidt
(Mit Dank an gnaddrig!)

Dienstag, 28. Mai 2013

Mit Kompetenz over the Jordan walken

Ich mache mir Sorgen, Sorgen um die deutsche Wirtschaft. Gut, die brummt zwar gerade aber sowas von - zumindest solange die Roten keinen Mindestlohn durchsetzen. Aber auch ohne Mindestlohn mache ich  mir Sorgen um die Zukunft. Angefangen hat es mit Prof. Dr. Jack Nasher. Der unterrichtet an der Munich Business School "Leadership and Organizational Behavior", was erheblich sexier klingt als das klassisch deutsche "Führertum und Sklavenhaltung" an der "Münchener Geschäftsschule". Und Prof. Nasher darf bei Focus Online eine Kolumne vollschreiben. Und darin findet man dann Weisheiten wie diese:
Angenommen, sie wollen als Kunde in einer Verkaufsverhandlung den Preis drücken. Dann zeigen sie dem Anbieter besser nur die günstigsten Angebote, die seine Konkurrenz ihnen gemacht hat, nicht die teuersten.

Hammer, wa? Jaja, mit sowas kann man bei Focus Online Kolumnen füllen! Fast noch besser fand ich Herrn Nashers Hinweis, am besten würde man eine Dienstleistung ja erst bezahlen, nachdem sie zur Zufriedenheit ausgeführt wurde!

Nun war ich ja bisher zur Annahme bereit, Professor Nasher sei jung und brauche das Geld, und nur deshalb sei es ihm nicht peinlich, wirtschaftswissenschaftliche Einsichten auf dem intellektuellen Niveau eines Chris de Burgh-Songs aus den Achtzigern rauszuhauen. Heute aber habe ich eine Pressemitteilung der European School for Management and Technology (ESMT) in Berlin gesehen. Und die haben in einer offenbar irre komplizierten Studie Menschen vor dem CL-Finale Dortmund - Bayern über den Ausgang spekulieren lassen. Und siehe da, die Vorhersagen der Befragten sind nach statistischer Analyse mit dem tatsächlichen Ausgang 1:2 verträglich. Und das heißt laut der ESMT, die "Schwarmintelligenz" hat den Ausgang der CL richtig vorhergesagt!
Nun glaube ich ja nicht einmal, daß sowas wie "Schwarmintelligenz" überhaupt existiert. Bestenfalls trösten sich Menschen, die doof wie Torf sind, mit der Vorstellung, wenigstens in der Masse könne ihnen ein Licht aufgehen. Die Fortexistenz der FDP ist der traurige Beweis, daß dem nicht so ist. Viel schlimmer ist aber noch was anderes. Jemand, der die Vorhersage "Dortmund - Bayern, das könnte 1:2 ausgehen" für eine Manifestation von Intelligenz hält, der hat offenbar so geringe Anforderungen an den Begriff Intelligenz, daß ihm ein Chris de Burgh-Song tatsächlich wie eine intellektuelle Offenbarung vorkommen muß!

Was also, wenn sich die ganzen Superduper-Business-Hyperschulen nicht nur dumm stellen, sondern wirklich die geistigen Tiefflieger und Dünnbrettbohrer sind, als die sie erscheinen? Und wenn der wirtschaftliche Möchtegern-Elitennachwuchs mit Wirtschaftsweisheiten großgezogen wird, die meine selige Oma auch ohne Geili-geil-Abschluß beim Verwalten der Haushaltskasse in der leeren Kaffeedose als selbstverständlich voraussetzte? Und sich der Nachwuchs am Ende dennoch für solch hoch qualifizierte Kompetenzbolzen hält, daß er glaubt, all seine Millionen auch wirklich zu verdienen?

Ein erschreckender Gedanke, so kann es einfach nicht sein, so darf es einfach nicht sein! Wir würden uns doch niemals von plumpem Gefasel ohne jede Substanz blenden lassen! Das wäre einfach zu idiotisch, um wahr zu sein. Immerhin sind diese klugen Leute ja von (irgendwie internationalen) Business Schools! Nein, diesen Gedanken schiebe ich doch wieder weit, weit weg.
Aber trotzdem, irgendwo in meinem Hinterkopf singt eine gräßliche Stimme die ganze Zeit beunruhigend Don't pay the ferryman / Don't even fix a price / Don't pay the ferryman / Until he gets you to the other side...

Sonntag, 26. Mai 2013

Pimp my Hohlphrase!

Das Rösler'sche Zitat beim letzten Mal und die Kommentare dazu haben mich ja inspiriert. Wie kann man denn in einfachen Schritten aus einer simplen analytischen Wahrheit, etwa "Wenn a, dann a"oder sowas, tolle und unbedingt richtige Statements aufbauen? Röslers Satz "Ob neue Technologien angenommen werden, hängt stark von der Akzeptanz ab." klingt zwar schon besser als "Ob neue Technologien angenommen werden, hängt davon ab, ob neue Technologien angenommen werden.". Aber so richtig prall ist der Satz nicht. Das muß doch noch besser gehen! Am besten, wir fangen ganz unten an, und gehen schrittweise und systematisch vor. Vielleicht finden wir ja ein Rezept wie wir den perfekten Text für eine Parteitagsrede, PR-Broschüre oder den Antrag für einen Sonderforschungsbereich "Interkulturelle Schafzucht in den urbanen Zentren Kaputtistans" zusammenbauen können!

Nehmen wir erst einmal einen simplen Satz her wie "Wenn a, dann a", "a weil a", "a ist a" und formen ihn nach und nach um, auf daß er komplizierter aussehe, seine Gültigkeit dabei aber nicht verliere. Bleiben wir bei Rösters Beispiel, das im Kern ja lautet:
Ob neue Technologien angenommen werden, hängt davon ab, ob neue Technologien angenommen werden.
Der erste Schritt liegt nun auf der Hand:
Synonymisierung. Um den Satz nicht ganz so dämlich aussehen zu lassen und dennoch sicher zu gehen, daß er wahr bleibt, ersetzt man doppelt auftretende Begriffe durch Synomyme (hier darf man natürlich grundsätzlich gerne auch von sprachlicher Unschärfe profitieren):
Ob neue Technologien angenommen werden, hängt davon ab, ob neue Technologien akzeptiert werden.
Der zweite Schritt ist auch klar:
Substantivierung. Profisprech braucht immer Substantivierungen! "akzeptieren", "entwickeln" - Verben sind was für grünteetrinkende Schlaffies! Echte Macher knallen Substantive, hart wie ein Stahlträger, in den Raum: "die Akzeptanz", "das Entwickeln". Das klingt nach kernigem Typen, der Fakten schafft und Worte in Stein meisselt! Also:
Ob neue Technologien angenommen werden werden, hängt von der Akzeptanz für neue Technologien ab.
Und hier fällt schon Röslers erster Fehler auf. Er hat das zweite "neue Technologien" in diesem Satz einfach wegfallen lassen. Dabei hätte man hier auch noch mal ein Synonym einbauen können, um den Satz weiter zu pimpen! Aber weiter mit dem nächsten Schritt:
Aufpolstern. Ganz klar, ein Satz profitiert ordentlich von Worten, die einfach nur den Eindruck erwecken, mehr zu sagen, als wirkloch gesagt wird. Ideal sind "ziemlich", "weitgehend", "ein Stück weit", aber auch "etwas" oder, wie bei unserem Beispiel noch recht zurückhaltend angewandt, "stark".
Ob neue Technologien angenommen werden, hängt stark von der Akzeptanz ab.
Damit haben wir Röslers Statement. Ein Anfang - doch wir wollen besser werden! Welche Möglichkeiten bleiben uns noch, einen Satz ohne Verlust seiner Wahrheit aufzubrezeln? Naja:

Einführen der doppelten Verneinung. Da eine doppelte Verneinung sich wieder aufhebt, können wir sie nach belieben einfügen, etwa aus "Wenn a, dann a" ein Wenn a, dann nicht nicht-a" machen. Das alleine mag ein bisschen bringen. Aber ert in Kombination mit der Synonynisierung entwickelt diese Technik ihr volles Potential! Denn für nicht-a finden wir vielleicht mehr und schönere Synonyme als für a alleine.

Verengung. Hier kommt ein kleines Paradoxon zum tragen: Obwohl Aussagen mit großem Geltungsbereich wissenschaftlich eigentlich wertvoller sind - "alle Planeten kreisen auf Ellipsenbahnen" anstelle von "die Erde und der Mars kreisen auf Ellipsenbahnen" - so wirken Aussagen mit eingeschränktem Geltungsbereich doch irgendwie intelligenter, "expertischer", weniger beliebig. Eingeschränkte Aussagen wirken durchdachter, individualisierter. Zum Glück können wir allgemeingültige Aussagen nach belieben einschränken, ohne das sie ihre Gültigkeit verlieren! Denn wenn alle Schwäne weiß sind, dann sind auch alle Schwäne in Deutschland weiß. Allerdings brechen wir mit diesem Schritt dann sie Symmetrie: Von allen Schwänen kann man auf die Schwäne in Deutschland schließen, von den Schwänen in Deutschland aber nicht auf alle Schwäne. Wir können nach einer Einengung unseren Satz also nicht mehr "rückabwickeln" und zur einfachen Trivialversion zurückkehren.

Personalisieren. Oftmals, insbesondere bei politischen Reden, schadet es nicht, einzelne gesellschaftliche Gruppen besonders hervorzuheben. Dies ist quasi eine Spezialversion der Verengung: Man schränke den Satz ein auf z.B. "die Menschen in diesem Land", "die Verbraucher", oder wen auch immer.

So, genug der Theorie. Nun wollen wir mal all die genannten Schritte benutzen, um uns eine eigene kleine Parteitagsrede zu basteln!

Setzten wir erst einmal die Schwerpunkte unserer Rede:
Um Lösungen zu finden, muß man Lösungen finden. Verantwortung zu tragen bedeutet, Verantwortung zu tragen. Wer erfolgreich ist, der ist erfolgreich.

Wer wollte da widersprechen? Und jetzt mal los:
Schritt 1: Doppelte Verneinungen einführen:
Um Lösungen zu finden, muß man nicht keine Lösungen finden. Verantwortung zu tragen bedeutet, Verantwortung zu tragen. Wer erfolgreich ist , der ist ist erfolgreich.

Schritt 2: Synomyme einführen:
Um Lösungen zu finden, muß man nicht Antworten schuldig bleiben. Verantwortung zu tragen bedeutet, den Anforderungen des Pflichtbewußtseins gerecht zu werden. Wer seine Ziele erreicht, dem gelingt sein politisches Vorhaben.

Schritt 3: Einengung/Personalisierung:
Um Lösungen auf die Probleme in diesem Land zu finden, dürfen wir nicht Antworten schuldig bleiben. Verantwortung zu tragen bedeutet, daß wir den Anforderungen des Pflichtbewußtseins gerecht werden. Wenn wir unsere Ziele erreichen, dann gelingt unser politisches Vorhaben.

Schritt 4: Substantivieren:
Um Lösungen auf die Probleme in diesem Land zu finden, dürfen wir nicht Antworten schuldig bleiben. Verantwortung zu tragen bedeutet, daß wir den Anforderungen des Pflichtbewußtseins gerecht werden. Das Erreichen unsere Ziele ist es, was das Gelingen unserer politischen Vorhaben ausmacht.

Schritt 5: Aufpolstern:
Um Lösungen auf die drängenden Probleme in diesem Land zu finden, dürfen gerade wir nicht Antworten schuldig bleiben. Verantwortung zu tragen bedeutet, daß wir den Anforderungen des Pflichtbewußtseins, seien es nun angenehmen oder unangenehme, gerecht werden. Das Erreichen unsere Ziele ist es, was das nachhaltige und substantielle Gelingen unserer politischen Vorhaben ausmacht.

Schritt 6: Polieren: Ein paar Konjunktionen einstreuseln, etwas Sprachpolitur drüber, und fertig ist die Laube:

Um Lösungen auf die drängenden Probleme in diesem Land zu finden, dürfen gerade wir nicht Antworten schuldig bleiben. Denn Verantwortung zu tragen, das bedeutet, das wir den Anforderungen, die das Pflichtbewußtsein an uns stellt, seinen es nun angenehme oder unangenehme, gerecht werden. Und nur das Erreichen unserer Ziele erlaubt das nachhaltige und substantielle Gelingen unserer politischen Vorhaben.

Na, das kommt doch so schon viel besser rüber als unser Ausgangstext! Wenn also gerade jetzt im Wahlkampf irgendwo eine Stelle als Redenschreiber frei ist - einfach per e-mail melden! Aber eines gleich vorweg: Dank Steinbrück weiß ich, was allein so ein kleiner Vortrag bei den Stadtwerken Bochum an Geld wert ist!

Donnerstag, 23. Mai 2013

Weisheit des Tages

"Ob neue Technologien angenommen werden, hängt stark von der Akzeptanz ab."
Philipp Rösler (FDP),
Bundesminister für Wirtschaft und Technologie [link]

Montag, 20. Mai 2013

Der Ekel ist irdisch

Seit Wochen geistert die Geschichte um den "Atacama-Humanoiden" durch die Welt - einer kleinen Mumie aus der chilenischen Atacamawüste, von der Ufologen behaupten, es handle sich um die Mumie eines Außerirdischen. Im deutschsprachigen Raum begann die Angelegenheit zunächst auf grenz-wissenschaft-aktuell, sie wanderte aber durch sämtliche Medien von Bild.de über SpOn bis zur Süddeutschen. Und alle zeigen sie Bilder der bizarren kleinen Mumie. Gestern gräbt dann endlich auch der Focus die Sache aus und macht mit einer langen Geschichte auf. Dabei weiß man laut der Medienberichte selbst bereits einiges über den kleinen Körper: Es handelt sich wohl um einen seit mindestens 30 bis 40 Jahren toten männlichen Fötus, der von einer aus Nordchile stammenden Frau in der 24. Schwangerschaftswoche verloren und im inzwischen aufgegebenen Ort La Noria in ein Tuch eingewickelt bestattet wurde.

Und da könnte man sich jetzt überlegen - wenn die Mumie tatsächlich 30 bis 40 Jahre als ist, dann ist es durchaus möglich, daß die Mutter dieses Fötus noch lebt. Und so viele männliche Fehlgeburten in der 24. Schwangerschaftswoche werden zu dieser Zeit nicht in einem kleinen abgelegenen Wüstenkaff bestattet worden sein. Das Kind könnte von der Mutter also durchaus wiedererkannt werden. Und wie wird sich eine Mutter wohl fühlen, wenn sie die von ihr beigesetzten sterblichen Überreste einer Fehlgeburt nach Jahrzehnten überall in der Welt (inklusive Chile) als angeblichen "Außerirdischen" vorgeführt, befummelt und begafft sieht?
Naja, ist wohl auch egal, schließlich ist das ja eine rein hypothetische Überlegung. Welche Zeitung, welcher Sender zeigt als nächstes Bilder der Mumie? Die haben zwar keinen nennenswerten Informationswert, sehen aber echt abgefahren aus!

Nachtrag (1.6.2013): Spiegel Online hat das Bild der Mumie, die kein Außerirdischer ist, noch einmal für die Rubrik "Wissenschaftsbilder des Monats" (!) aufgewärmt.

Freitag, 17. Mai 2013

Extremexperten

Wann immer etwas Dramatisches passiert, es aber an dramatischen Bildern dazu mangelt, schlägt die Stunde der Experten. Sie müssen uns in den Medien erklären, was wir an Dramatischem gerade nicht sehen. Besonders interessiert uns natürlich das Seelenleben der Betroffenen. Fragen wir also den Psychologen! Und machen wir ein kleines Spiel: Hier sind je drei frei erfundene und eine echte Antwort eines Psychologen auf Interviewfragen der letzten Zeit. Wer alle wahren Psychologenaussagen richtig errät, ist fortan befugt, den Titel "DWüdW-zertifizierte(r) Experte/Expertin für extremen Psychokram" zu führen und selbst seine psychologische Expertenmeinung in jedes Mikro seiner Wahl zu verkünden! Viel Spaß...

1) Bislang hat Beate Zschäpe keinerlei Aussagen zu den Vorwürfen gegen sie gemacht. Focus hat einen Psychologen um eine Einschätzung ihrer Person gebeten. Welche der folgenden Aussagen stammt vom Experten?

A: "Daß sie bislang geschwiegen hat, ist ein Zeichen der Kooperationsbereitschaft."
B: "Daß sie bislang geschwiegen hat, ist ein Zeichen der Verweigerung."
C: "Daß sie bislang geschwiegen hat, kann alles bedeuten."
D: "Daß sie bislang geschwiegen hat, bedeutet, daß sie nichts sagen will."

2) In Cleveland wurden drei Frauen entführt und über Jahre gefangen gehalten und schwer misshandelt. Spiegel Online spricht dazu mit einer Psychotherapeutin: "Der Hauptverdächtige soll mit dem sechsjährigen Mädchen, das er offenbar mit einer der Frauen zeugte, das Haus verlassen haben, auf dem Spielplatz gesehen worden sein." Was antwortete diese darauf?

A: "Es wäre unseriös, würde ich an dieser Stelle zu spekulieren beginnen. Die Beantwortung solcher Fragen bleibt denen vorbehalten, die die Betroffenen direkt befragen oder gegebenenfalls auch betreuen können."
B: "An diesem Beispiel sieht man besonders deutlich die Perfidität, zu der solche Täter in der Lage sind. Es war sicherlich ein Teil der Machtspielen mit der Mutter des Kindes, wenn er es mit in eine 'normale Welt' nahm, während die Mutter wahrscheinlich weiter in ihrer Gefangenschaft leiden musste."
C: "Ja, dieses Verhalten entspricht nicht dem Bild, das wir uns von dem Täter als gefühllose Bestie machen. Tatsächlich ist aber auch ein extremer Täter ein Mensch und in bestimmten Situationen mitunter zu normalen, auch zärtlichen Gefühlen fähig."
D: "Das Kind ist ja auch ein Teil von ihm. Da solche Täter sich selbst über alles stellen, kann man das Mädchen als sein erweitertes Ich sehen. Ihm wollte er womöglich Gutes, wie er sich wohl selbst auch nicht schlecht behandelt haben wird."

3) Als Anfang 2012 das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia auf Grund läuft, gerät der Kapitän Schettino in schwere Kritik, unter anderem, weil er sein Schiff vorzeitig verlassen hatte. Bild.de befragte einen "Krisen-" und "Psychoexperten" und Psychologen. Was sagte er über das Verlassen des Schiffs durch den Kapitän?

A: "Aus Expertensicht zeugt das von wenig sozialer Intelligenz und Verantwortungsbewusstsein."
B: "Aus Expertensicht zeugt das von viel sozialer Intelligenz und Verantwortungsbewusstsein."
C: "Hier kann ein Experte auch nicht mehr sagen als jeder Laie. Offenbar mangelte es an sozialer Intelligenz und Verantwortungsbewusstsein."
D: "Auf den ersten Blick mag sein Verhalten nach wenig sozialer Intelligenz und Verantwortungsbewusstsein aussehen. Aus Expertensicht muß dem aber nicht zwangsläufig so sein."

4) Zum Thema "große Schiffskatastrophen" befragte auch Spiegel TV einen Psychologen, unter anderem: "Wovon hängt das Verhalten in Extremsituationen ab?" Was antwortete der Psychologe?

A: "Das lässt sich so allgemein nicht sagen."
B: "Es spielt keine Rolle, wieviel Wissen die Leute von der jeweiligen Notsituation haben."
C: "Nur in zweiter Linie davon, wieviel Wissen die Leute von der jeweiligen Notsituation haben."
D: "In erster Linie davon, wieviel Wissen die Leute von der jeweiligen Notsituation haben."

5) Als vor einem knappen Jahr ein vierjähriges britisches Mädchen als einzige der Ermordung ihrer Familie auf einem französischen Parkplatz entging, interviewte Spiegel Online eine Dresdner Psychologin zum Thema. Unter anderem wollte SpOn wissen, ob ein "vertrautes uns sicheres Umfeld" entscheidend ist, damit das Kind sein erlittenes Trauma bewältigen kann. Was antwortete die Psychologin?

A: "Na, was glauben sie denn?"
B: "Nein, sicherlich nicht."
C: "Ja, sie würden dazu beitragen."
D: "Haben Sie sich die Frage selbst ausgedacht?"


Richtige Antworten:
1) B
2) D
3) A
4) D
5) C

Mittwoch, 15. Mai 2013

Gefühltes Alter

"Gestern wurde der jüdische Staat 65 Jahre alt."
(Achgut, übernommen aus Die Welt)
Herzlichen Glückwunsch!
"Er ist so jung wie kaum ein anderes Land."
Ja, kaum. Die einzigen Staaten der Erde, die noch jünger sind als Israel, sind:

Algerien, Angola, Antigua und Barbuda, Äquatorialguinea, Armenien, Aserbaidschan, Bahamas, Bahrain, Bangladesch, Barbados, Belize, Benin, Bosnien und Herzigowina, Botswana, Brunei, Burkina Faso, Burundi, Dominica, Dschibuti, Elfenbeinküste, Eritrea, Estland, Fidschi, Gabun, Gambia, Georgien, Ghana, Grenada, Guinea, Guinea-Bissau, Guyana, Indonesien, Jamaika, Kambodscha, Kamerun, Kap Verde, Kasachstan, Katar, Kenia, Kirgisien, Kiribati, Komoren, Kongo, Kosovo, Kroatien, Kuwait, Laos, Lesotho, Lettland, Libyen, Litauen, Madagaskar, Malawi, Malaysia, Malediven, Mali, Malta, Marokko, Marshallinseln, Mauretanien, Mauritius, Mazedonien, Föderierte Staaten von Mikronesien, Moldawien, Montenegro, Mosambik, Namibia, Nauru, Niger, Nigeria, Nordkorea, Osttimor, Palau, Papua-Neuguinea, Ruanda, Russland, Salomonen, Sambia, Samoa, São Tomé und Príncipe, Senegal, Serbien,  Seychellen, Sierra Leone, Simbabwe, Singapur, Slowakei, Slowenien, Somalia, St. Kitts und Nevis, St. Lucia, St. Vincent, Sudan, Südkorea, Südsudan, Suriname, Swasiland, Tadschikistan, Tansania, Togo, Tonga, Trinidad und Tobago, Tschad, Tschechien, Tunesien, Turkmenistan, Tuvalu, Uganda, Ukraine, Usbekistan, Vanuatu, Vereinigte Arabische Emirate, Vietnam, Weißrussland, Westsahara, Zentralafrikanische Republik und die Republik Zypern

Mehr als die Hälfte aller z.Z. existierenden unabhängigen Staaten der Erde sind jünger als Israel. Der Kolonialismus ist noch gar nicht so lange her wie man sich das so vorstellt bei einer Zeitung namens, nunja, "Die Welt" !

Dienstag, 14. Mai 2013

Nützliche Idioten im Focus

Wenn ausgerechnet bei einem lächerlichen und pseudointelligenten Schmierenverein wie Focus Online ein Kommentar angekündigt wird mit Worten wie:
"Nein! Und das kann man leicht beweisen, wenn man rational denkt und sich nicht nur emotional aufheizen lässt.",
dann kann man sich ja schon auf einen amüsanten Denkversuch für selbstbewusstseinserweiterte Schrumpfhirne freuen. Nur wenn es im Kommentar dann um rechte Gesinnung und Naziterror geht, dann wird es doch alles andere als amüsant. Der Focus Online-Gastkommentator und Professor für neuere Geschichte, Michael Wolffsohn versucht uns heute durch rationales Denken zu beweisen, daß deutsche Behörden unmöglich Rechtsextremismus unterstützen können. Das geht ziemlich schnell:
Nazideutsche wären in der Welt unbeliebt, denen würde niemand die guten deutschen Autos abkaufen wollen [kein Witz, steht wirklich da!]. Und daher würden deutsche Behörden ihrem Land und letztlich auch sich selbst schaden, sollten sie rechtsextreme Umtriebe decken oder gar unterstützen. Daß Nazis sich vielleicht einen Dreck um die Beliebtheit Deutschlands im Ausland scheren und tun, was sie tun, weil sie tatsächlich daran glauben, findet in Wolffsohns rationalen Beweis keinerlei Erwähnung.
Und jetzt weiß ich nicht, was ich an Deutschland gruseliger finden soll? Das in Deutschland Mörder Menschen allein aus Haß auf alles für sie nicht hinreichend Deutsche kaltblütig umbringen? Oder daß sich ein gewöhnlicher, anständiger deutscher Professor tatsächlich nicht vorstellen kann, daß manche Menschen irgendeine Idee, sei es Menschenwürde oder Faschismus, über den Exporterfolg deutscher Automobile stellen...

Samstag, 11. Mai 2013

Zweitnutzung...

In meiner deutschen Ignoranz war ich ja beim Einzug dem Bidet im Bad der neuen Wohnung gegenüber ziemlich gleichgültig. Inzwischen habe ich aber die Vorzüge dieser Sanitärinstallation zu schätzen gelernt:
Ein Bidet eignet sich ganz hervorragend als Babywaschbecken!


Mittwoch, 8. Mai 2013

Potentielles vs. aktuales Wissen

Ein Dialog in einem großen Möbelhaus (Gedächtnisprotokoll):

Person A: Mist, hier steht nur die Kantenlänge des [quadratischen] Tischs, nicht, wie lang der so diagonal ist...

Person B: Die Diagonale ist Wurzel zwei mal die Kantenlänge.

Person A: Du weißt, wie lang der diagonal ist?

Person B: Ja. Wurzel zwei mal die Kantenlänge.

Person A: Äh, die Kantenlänge ist 95 cm. Wie lang ist der jetzt quer?

Person B: Wurzel zwei mal 95 cm eben.

Person A: Und wie lang ist das?

Person B: Na, ungefähr 1,4 mal 95 cm.

Person A: Ja, aber wie lang ist das denn jetzt?

Person B: (Entnervt) Weiß ich doch nicht...

Person A: Na toll. Du hast gesagt, du wüßtest, wie lang der diagonal ist...

(Person A dreht sich enttäuscht um und sucht nach jemandem mit einem Maßband)

Montag, 6. Mai 2013

Die Variation der Konstanten

Der Text beginnt mit einem Satz, so wunderbar wie aus dem Nasenhaar einer Elfe geflochten:
"Ehe und Familie sind die großen Stabilisatoren der Evolution."
Mit dieser Eröffnung seines Gastbeitrags für die Süddeutsche will uns Norbert Blüm nicht etwa mitteilen, die Quastenflosser würden sich seit Millionen von Jahren dem Eheleben hingeben. Mit diesem kryptischen Satz von der Familie als Stabilisator der "Evolution", sprich der Veränderung, des Wandels, will der 77-jährige Autor nur sagen, daß er Angst hat. Angst vor der Veränderung, vor der Welt, vor dem Leben. Und an dieser Stelle werde ich traurig. Denn egal ob Günter Grass oder Norbert Blüm, offenbar bringt die Süddeutsche einfach nicht den Anstand auf, von Alterssenilität heimgesuchte Männer vor sich selbst zu schützen. Und so darf Herr Blüm in recht losen Gedanken ausgiebig vor sich hin fantasieren. Von Hitlers Plänen, die Familie zu eliminieren. Davon, daß Menschen, die außerhalb einer unauflösbaren, heterosexuellen Zweipersonenehe Kinder in die Welt setzten, genauso gut "künstliche Menschen" erschaffen würden. Davon, daß Menschen, die ihre Kinder in einen Kindergarten oder Ganztagsschule geben, diese unmöglich wirklich lieben könnten. Und so fort.
Am erstaunlichsten an Blüms Text ist aber: Wieso meint er eigentlich, die Institution Familie, die, wie er schreibt, allen Naturkatastrophen und noch so intensiven "Frontalangriffen" von Robespierre bis Stalin standgehalten hätte, ausgerechnet vor der "Unterminierung von heute", durch Ganztagsschulen etwa, verteidigen zu müssen? Herr Blüm tut, was auch Bischöfe, ja gealterte Konservative jeder Couleur tun zu müssen glauben: Das aufgrund göttlichen Beschluß' und die Kräfte der menschlichen Natur Unumstößliche vor dem Umstoßen zu bewahren.
Wenn schon nicht Norbert Blüm, so hätte die ganze Absurdität dieses scheußlichen Texts wenigstens bei der Süddeutschen jemandem auffallen können...

Freitag, 3. Mai 2013

Verdammt heiße Schokolade...

Und da dachte ich schon, ich hätte einen Hang zu perversen Fantasien...

(Screenshot einer Werbeanzeige)
Hey, Musik!

Mittwoch, 1. Mai 2013

Frauen die auf Formeln starren

Wie das wohl zugeht, wenn Fotografen für eine Bildagentur Symbolfotos machen? Sagen wir, wenn's um was "Intelligentes" als Motiv gehen soll, Frauen vor Formeln oder sowas? Schickt der Fotograf dann seinen Praktikanten los, ein paar Formeln aus seinem Schulbuch an die Wand schreiben? Die Ergebnisse sehen auf jeden Fall so aus. Mit diesem Symbolbild etwa garniert Bild.de das Thema "Intelligenztest":


Und da haben wir dann unten links eine falsche Strukturformel von etwas, das mal cis-2-Buten werden sollte, bis der Schreiber mit oben und unten durcheinander kam und erstmals auf fünfbindigen Kohlenstoff stieß... Oben rechts gibt's dann noch die Gleichung für die Coulomb-Kraft, wo kommt die vor, Physik 8. Klasse? Und diese Gleichung ist sehr beliebt in klug aussehenden Fotos, hier z.B. garniert(e) auch der Bild-Fotograf die Geschichte "Junge Genies" mit der Coulomb-Kraft, oben rechts:


(Da fragt man sich schon, warum eigentlich taucht immer die Coulomb-Kaft F = 1/ (4 π ε0) q1 q2 / r2 zwischen zwei elektrischen Ladungen in den Intelligenzsymbolen auf, und nie die in der Struktur völlig identische Gravitationskraft zwischen zwei Massen, F = G m1 m2 / r? Naja, wahrscheinlich sieht der Faktor 1/(4 π ε0) einfach komplizierter aus als der Faktor G...)
Dabei geht es ganz anders, z.B. im EU-"Versager-Land" (nicht-Versager Uli Dönch vom Focus) Spanien! Wenn da schöne Frauen Formeln schreiben, dann nicht irgendwelchen Mittelstufenkram, sondern komplizierte Doppelsummen! Und das dann sogar spiegelverkehrt [1]!


Oder gehen wir gar mal in die Türkei! Wenn es nur darum geht, die Erwähnung von Mathematik in einem Beitrag mit einem Symbolfoto zu garnieren, dann scheut die Zeitung Cumhuriyet nicht einmal vor partiellen Ableitungen über Integrale zurück:


Oder nehmen wir das Thema "Intelligenz und Kinder". Das deutsche Symbolkind steht da konzentriert vor einer Tafel mit Wurzelrechnung -  7. Klasse - Stoff? [2]:


Aber wenn man mal genau guckt, womit die Symbolkinder in der Türkei ihre Zeit verbringen [3]:


Der türkische Junge spielt zwischen Tensorgleichungen aus der allgemeinen Relativitätstheorie! Ausgerechnet in Deutschland aber, dem "Land der Ideen", dem Land, das die nächste industrielle Revolution anführen könnte, da kann man Themen wie "Intelligenz", "Genie" oder "komplizierter wissenschaftlicher Kram" problemlos mit ein paar Formeln aus dem Mathe- und Physikbuch für die 8. Klasse illustrieren...
Du meine Güte, wenn das der Sarrazin erfährt!